Wer nicht am Ötscher war, hat Niederösterreich nicht gesehen, besagt ein Sprichwort. Der erhabene Ötscher gilt als Wahrzeichen des Mostviertels und ragt wie eine Pyramide über den Ausläufern der Nördlichen Kalkalpen empor. Das imposante Bergmassiv hat aber auch tiefe Schluchten, Wasserfälle und vor allem viele Wanderungen zu bieten.

Niederösterreich, das flächenmäßig größte Bundesland Österreichs, umschließt die Bundeshauptstadt Wien im Nordosten des Landes. Eine seiner Hauptregionen ist das Mostviertel. Während sich die Landschaft im Norden in Form sanfter Hügel zur Donau hin absenkt, ist der Süden von den letzten wilden Ausläufern der Nördlichen Kalkalpen geprägt. Zu ihnen zählt auch der Ötscher.

Zweitägige Alpintour auf den Ötscher

Der Ötscher ist der wohl markanteste und mit 1.893 m auch der höchste Berg im Mostviertel. Von Norden und Süden aus betrachtet, erscheint er als imposanter und wuchtiger Bergrücken, während er von östlicher Seite aus gesehen, wie eine anmutige Pyramide Richtung Himmel aufragt und die Blicke auf sich zieht.

Auf halber Strecke der Alpintour liegt die Ybbstalerhütte auf der Dürrensteinalm.
© Niederösterreich Werbung, Daniel Gollner

Eine stille, faszinierende und vor allem anspruchsvolle Route zum Gipfel des Ötschers erstreckt sich auf einer Länge von 42 km und führt über das Hochkar und den Dürrenstein auf den Ötschergipfel. Die sogenannte Alpintour in den Ybbstaler Alpen ist einerseits für Trailrunner und Langläuferinnen reizvoll, sie bietet aber auch eine spektakuläre zweitägige Bergwanderung für Fortgeschrittene. Der Weg verläuft zumeist auf schmalen Pfaden oberhalb der Baumgrenze und wird eher selten begangen.

Damit man die Tour in vollen Zügen genießen kann, sollte man gut planen und vorbereitet sein, immerhin gilt es 3.000 Höhenmeter zu überwinden. Für die Übernachtung empfiehlt es sich, kurz hinter dem Dürrenstein bei Kilometer 22 zur Ybbstaler Hütte abzusteigen. Eine weitere Übernachtungsmöglichkeit gibt es bereits nach Kilometer 11 im Matratzenlager der Schwarzalm, erreichbar über einen 2 km langen Abzweig, sowie bei Kilometer 25 die urige und aus Stein gebaute Herrenalm. Die Lagerplätze sind jeweils begrenzt und sollten deshalb vorab reserviert werden.

Ein Blick aus der Vogelperspektive in die Ötschergräben.
© Niederösterreich Werbung, Gerald Demolsky

Wandern im Naturpark Ötscher-Tormäuer

Am Ötscher geht es nicht nur hoch hinaus, sondern auch tief hinunter: Besonders charakteristisch für den „Vaterberg“ sind die Ötschergräben und engen Schluchten an seiner Südseite. Neben dem türkisblauen Ötscherbach hat die Erlauf seit tausenden von Jahren ein System aus Schluchten geschaffen und in das raue Gestein gespült. Diese tiefen Taleinschnitte mit Bachläufen, Wasserfällen und steilen Felswänden werden Tormäuer genannt und liegen ebenso wie der Gipfel selbst im Naturpark Ötscher-Tormäuer, dem größten Naturpark Niederösterreichs. Hier bieten sich zahlreiche Wandermöglichkeiten, darunter auch weniger anspruchsvolle Touren als die Gipfelbesteigung, jedoch nicht weniger spektakulär. Auf Schritt und Tritt spüren Wandernde hier die Kraft der Natur und des Wassers und tanken dabei selbst neue Energie.

Info: Mit dem Naturparkeintritt unterstützen Gäste die Arbeit und Bildungsprojekte des Naturparks sowie die Instandhaltung der Wege, die teilweise über Holzstege und Brücken führen und auf uralte Pfade der Holzknechte zurückgehen, die vor vielen Generationen am Ötscher siedelten. Im Winter, also bis Ende April, sind die Ötschergräben gesperrt.

So wild wie die Landschaft am Ötscher, ist auch die Botanik. Einen besonders interessanten Einblick in die Pflanzenwelt gewährt deshalb die geführte Gift- und Heilpflanzenwanderung mit Claudia Kubelka. Die Kräuterexpertin weiß, welches Gewächs am Wegesrand wohltuende und sogar heilende Wirkungen hat und von welchem Kraut man lieber die Finger lassen sollte, auch wenn es noch so verlockend aussieht, wie die Tollkirsche oder der Blaue Eisenhut, eine der giftigsten Pflanzen Europas. Bei dieser Tour bekommen Wandernde sozusagen ein Pflanzenskript für den Ötscher.

Wer noch tiefer in die Bergwelt des Ötschers eintauchen will, findet anspruchsvolle Bergtouren, z. B. über den Rauhen Kamm zum Ötscher, aber auch gemütlichere Wanderungen wie auf die Anna-Alm in einer Sammlung der schönsten Touren rund um den Ötscher.

Infos: www.niederösterreich.at

 

Svenja Walter