„Dör't Moor“, sagt die Moorbäuerin, nimmt ihren Korb mit der selbstgemachten Butter und macht sich auf den beschwerlichen Weg durch das Moor. `Dör't Moor´ ist plattdeutsch, eine Sprache, die hauptsächlich im Norden Deutschlands auf dem „platten“ Land gesprochen wird. Flach ist es hier wirklich und trotzdem fast unmöglich in der sumpfigen Moorlandschaft zu Fuß zu gehen. Früher war ein kleiner Pfad durch das Moor für viele Bauern jedoch der kürzeste Weg zum nächsten Markt. Heute führt der Rundwanderweg Dör't Moor durch diese einzigartige Landschaft und macht sie auch für Familien mit Kindern ganz leicht zugänglich.

Dieser Beitrag erscheint im Rahmen der Kampagne „Spielend wandern“ von Österreichs Wanderdörfern. Ziel der Kampagne ist es, Kinder und Familien zum Draußensein zu inspirieren, wandernd und spielerisch die Natur (als Spielplatz) zu entdecken. Auf wandermagazin.de veröffentlichen wir dazu jede Woche einen Tourentipp für Familien und Kinder in Deutschland und eine ortsunabhängige Spielidee.

Von oben sieht das Moor aus wie eine Graslandschaft mit Pfützen, aber Vorsicht: Vom Weg abkommen solltet Ihr besser nicht. Der Boden in diesem zusammenhängenden Feuchtgebiet ähnelt einem riesigen erdigen Schwamm mit Pflanzen darauf. An einigen Stellen kann man schnell bis zum Knöchel oder tiefer im Schlamm versinken. Das Moor ist mehr als nur ein bisschen Matsche. Vor allem ist es ein besonderer Lebensraum. Hier gibt es ganz bestimmte Pflanzen- und Tierarten, die perfekt an die schwierigen Bedingungen im Moor angepasst sind. Das Große und Weiße Moor bei Rotenburg an der Wümme, zwischen Bremen und der Lüneburger Heide, stehen deshalb unter Naturschutz.

Nordpfad Dör't Moor

Die 10 Kilometer lange Wanderung Nordpfad Dör't Moor, auch Große Moorrunde genannt, ist einer von 24 Nordpfaden im Landkreis Rotenburg (Wümme) und wurde zusammen mit dem NABU angelegt. Er führt durch Moor, Wald und Heide auf abwechslungreichen Wegen. An den besonders morastigen Stellen wandert Ihr bequem auf Holzhäckseln oder Bohlenstegen. So bleiben Eure Füße trocken und der sensible Moorboden geschützt. Dennoch ist die Große Moorrunde eine Wanderung mit ein bisschen Nervenkitzel, denn das Moor bleibt ein geheimnisvoller und zu weiten Teilen unzugänglicher Ort.

Eingang zur Moor-Erlebniszone © BjörnWenglerFotografie

Wir starten die Runde am Großen Bullensee und laufen ein Stück an seinem Ufer entlang. Bei Sonnenschein glitzern rund um uns herum kleine Wasserlachen im Licht, bei Regenwetter fließen plötzlich Rinnsaale von irgendwoher, bahnen sich ihren Weg durch die hellbraunen Grasbüschel und verschwinden woanders wieder im Erdboden. Seltsam. Woher kommt all das Wasser? In den Themenpavillons und in der Moor-Erlebniszone kommt Ihr den Geheimnissen des Moores auf die Spur. Habt Ihr zum Beispiel schon mal einen Schwingrasen gesehen?

Ein Schwingrasen ist ein auf dem Wasser treibender Pflanzenteppich aus Moosen und anderen Pflanzen, der manchmal kleine schwimmende Inseln bildet. Schwingrasen sind jedoch nicht immer tragfähig und sollten deshalb nicht betreten werden.

Unter anderem auf einer schwingenden Brücke, die den Schwingrasen simuliert, könnt Ihr das echte „Moorgefühl“ erleben. Im Moor unterwegs zu sein, bedeutet nämlich, dass man jederzeit nasse Füße bekommen kann und die feuchten Böden nicht unterschätzen sollte. In der Moor-Erlebniszone könnt Ihr die Schuhe aber auch gleich ausziehen und direkten Kontakt zu dem – mit Verlaub – Moor-Matsch aufnehmen. Nach 1,5 Kilometern erreichen wir den Aussichtsturm, der uns einen fantastischen Ausblick über die flache Landschaft gibt. Auf der gesamten Tour geht es insgesamt nur 13 Höhenmeter auf und 10 Höhenmeter ab.

In der Moor-Erlebniswelt kann man die Schuhe auch gleich ausziehen © Touristikverband Landkreis Rotenburg

Wer die Runde verkürzen möchte, kann nach etwas mehr als 2 Kilometern rechts auf den „Bodderpad“, plattdeutsch für Butterpfad, abbiegen. Der schmale Pfad führt geradewegs durch das Moor und trifft ungefähr bei Kilometer 7 wieder auf den Hauptweg. So wird aus der Großen Moorrunde die Kleine Moorrunde mit 7,5 Kilometern.  

„Dee Bodderpad“ war früher der kürzeste Weg für die Moorbauern von Kirchwalsede nach Rotenburg zum Markt. Sie nahmen den beschwerlichen Weg auf sich, um dort ihre selbstgemachte Butter zu verkaufen.

Vorbei an weiteren Themenpavillons geht es in die offene Heidelandschaft und zum 250 Jahre alten Schafstall Spieker. Er gibt Einblicke in den damaligen Torfabbau und bietet außerdem einen Rastplatz mit einem „Tischlein Deck´ Dich. Wenn Ihr Euch rechtzeitig vorher anmeldet, könnt Ihr Euch mitten in der Natur ein Wanderpicknick aus nahegelegenen Restaurants zur vereinbarten Zeit an den Schafstall bringen lassen. Diese besondere Wanderpause mit regionalen Köstlichkeiten solltet Ihr Euch nicht entgehen lassen!

Nordpfad Dör't Moor © Mapbox © OpenStreetMap

Weiter wandern wir durch Wiesen, Weiden und am Waldrand entlang zum Kleinen Bullensee. Wie bei seinem großen benachbarten Bruder können wir hier mit Glück einige Vögel beobachten, wie den Mäusebussard oder auch Kraniche. Danach schließt sich langsam unser Kreis. Zum Abschluss wartet noch eine Badestelle und ein Spielplatz am Großen Bullensee auf den Wandernachwuchs und deren Begleiter.

Fazit: Auf dem Nordpfad Dör't Moor geht Ihr auf Tuchfühlung mit dem Moor! Abwechslungsreiche Wege sowie verschiedene Informations- und Mitmach-Stationen machen den mystischen Lebensraum Moor erlebbar und diese Wanderung zu einem unvergesslichen Abenteuer. So aufregend kann Flachlandwandern sein!

Info: Dieser Nordpfad ist vom Deutschen Wanderverband als Qualitätswanderweg „traumtour“ ausgezeichnet worden. 
www.nordpfade.info/doer't-moor

 

Spielen auf Weg & Wiese –

"Ein Hut, ein Stock, ein Damenunterrock ..."

Das ist der Anfang eines Sprechreims aus Großmutters Zeiten. Wenn Ihr einmal müde Beine habt, wirkt er wie eine Zauberformel – Anhalten fast unmöglich. Die Wirkung könnt Ihr sogar noch verstärken, in dem Ihr Euch bei einer anderen wandernden Person im Arm einhakt und es gemeinsam und synchron macht. Konzentriert Euch auf Euren rechten oder linken Fuß, wie Ihr möchtet, und tretet immer passend zum Takt des Sprechreims auf oder wie er es euch vorgibt: 

"Ein Hut, ein Stock, ein Damenunterrock (nun stehen bleiben und Fuß auftippen) und: vorwärts , rückwärts, seitwärts, ranHacke, Spitze, hoch das Bein! Und eins und zwei und drei und vier und fünf und sechs und sieben und acht und neun und zehn, ein Hut, ein Stock, ein Damenunterrock ..."

... und immer so weiter und – schwupps! – schon seid Ihr an der nächsten Abbiegung angekommen.

Aus der Naturspielesammlung der Initiative "Spielend wandern" von Österreichs Wanderdörfern