Schaurig schön erheben sich Nebelschwaden vom nass glänzenden Boden, ein erdiger Geruch liegt in der Luft und mit den Trompetenrufen der Kraniche erwacht das Moor im Frühjahr. So oder so ähnlich erleben Wanderer die Moorlandschaften in der Lüneburger Heide am frühen Morgen.
 

Morgendämmerung

Das Moor umgibt eine geheimnisvolle bisweilen schaurige Atmosphäre. Dabei haben Menschen vom Moor weniger zu befürchten. Auf Holzstegen spaziert man trockenen Fußes durch die faszinierende Landschaft des bis zu 8.000 Jahre alten Pietzmoores. Es liegt bei Schneverdingen am Südrand des Naturschutzgebietes Lüneburger Heide und direkt am bekannten Hauptwanderweg, des Heidschnuckenweges.

Blaue Frösche und weiße Wollgrasblüten

Der 5 km lange Rundweg durch das Pietzmoor ist hervoragend für eine gemütliche Entdeckungstour geeignet. Auf den Bohlenstegen können sich Wanderer ganz dem Staunen und der Beobachtung der besonderen Tier- und Pflanzenwelt des Hochmoors hingeben. Typische Bewohner sind die Torfmoose, die Glockenheide und der insektenfressende Sonnentau sowie Libellen, Birkhühner und die Moorfrösche, die sich zur Paarungszeit im Frühjahr blau färben. Im April und Mai sind die "Wollgrasblüten" ein echter Hingucker. Wie weiße Wattebäusche stechen sie aus den von Wasser umgebenen grünen Grasbüscheln hervor und verzaubern mit ihren Bewegungen im Wind. Das Wollgras gehört zur Familie der Sauergrasgewächse. Es ist bestens an saure Böden angepasst und wächst daher vor allem in Moorlandschaften. Verschiedene Infotafeln weisen auf diese und andere Eigenschaften der Moorbewohner hin.

Raureif im Moor
Paarungszeit bei den Moorfröschen
Die "Wollgrasblüte"

Die Landschaft Niedersachsens war einst von Hochmooren geprägt. Entwässerung, Kultivierung und allen voran der Torfabbau haben die Moore jedoch fast ausgelöscht, sodass heute nur noch 10% der ursprünglichen Moorflächen vorhanden sind. Anders als in vielen geheimnisvollen Geschichten, geht die größte Gefährdung nicht von den Mooren selbst aus, sondern von deren Trockenlegung. Das Moor ist nämlich nicht nur ein einzigartiger Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, es ist auch ein herausragender Klimaschützer. In seinem bis zu 7,5 m tiefen Torfboden sind Unmengen an CO2 und Methan gespeichert, die bei der Austrocknung in die Atmosphäre gelangen. Dank erfolgreicher Renaturierung kann das Pietzmoor nun wieder wachsen und bleibt von der Ausnutzung verschont.

Mehr Infos zum Rundwanderweg Pietzmoor gibt es hier.

Der Besuch des Pietzmoores ist aufgrund der aktuellen Situation nur im Rahmen einer Einbahnstraßenregelung möglich. Der Zugang erfolgt nur beim Hotel Schäferhof und führt gegen den Uhrzeigersinn. Es gilt weiterhin die Abstandsregel von 1,5m. Auf den Bohlenstegen des Pietzmoores gilt seit dem 31.10.20 eine Maskenpflicht. 

Zwischen Moor und Heide

Auch auf einer Variante der Etappe 5 des Heidschnuckenweges ist das Pietzmoor ein Highlight. Auf der 26 km langen Strecke wechseln sich Wälder aus Kiefern, Birken und Buchen mit Heideflächen und kleinen Bachtälern ab. Der sogenannte Spitzbubenweg führt als schmaler Pfad von Niederhaverbeck nach Schneverdingen durch den Wald und anschließend durch die Osterheide. Er ist eine reizvolle Alternative des bekannten Weitwanderwegs im Land der Heidschnucken. Im Unterschied zur Hauptroute ist die Variante mit einem gelben H auf schwarzem Untergrund markiert. Die Osterheide ist eine der größten zusammenhängenden Flächen der Lüneburger Heide und grenzt an das Pietzmoor. Ob im Frühjahr mit blühenden Wollgräsern oder im Winter schneebdeckt – die Lüneburger Heide ist auch dank ihrer Moore zu jeder Jahreszeit eine Reise wert.

Mehr Infos zur Variante Etappe 5 des Heidschnuckenwegs gibt es hier