Mobilität ist Freiheit. Was es bedeutet, wenn uns diese Freiheit genommen wird, haben wir in den letzten Monaten durch die Corona-Pandemie lernen müssen. Umso mehr genießen wir es, wenn wir uns wieder draußen bewegen und unsere verschobenen Ausflüge und Reisen nachholen können. Doch Mobilität hat auch ihre Schattenseiten – zum Beispiel trägt sie, je nach Verkehrsmittel, zu großen Teilen zur Luftverschmutzung bei. Das muss nicht sein, denn Mobilität geht auch nachhaltig.
Es gab tatsächlich eine Zeit in der europäischen Geschichte, in der es verpönt war, mobil zu sein. Menschen, die durch das Land strichen, galten als bedauernswerte Geschöpfe: Söldner, Pilger, Fuhrleute oder auch umherziehende Geistliche standen durch ihr mobiles Leben bis zum Beginn der Neuzeit am Rande der Gesellschaft.
Heute hingegen bedeutet Mobilität, frei zu sein. Wir genießen es, schnell von einem Ort zum anderen zu gelangen, finden es aufregend, die Welt zu entdecken. Sei es mit dem Rad, Auto oder Bus und Bahn. Sogar empfinden wir es eher als Einschränkung, wenn wir plötzlich nicht mehr mobil sind. Wenn der Zug ausfällt, das Auto einen Platten hat oder ein enormer Stau unsere Weiterfahrt hindert. Gerade die letzten Wochen und Monate haben gezeigt, wie sehr wir darunter leiden, wenn unsere gewohnte mobile Welt plötzlich Kopf steht. Statt einfach mal eben weg zu sein, blieben wir zu Hause. Der spontane Wochenendausflug ins Nachbarland musste ausfallen, der geplante Sommerurlaub storniert oder verschoben werden.
Mobilität im Überblick
All die Dinge, die für uns eigentlich ganz normal sind, wurden während der Corona-Pandemie plötzlich auf Eis gelegt. Wir merkten schnell, wie sehr unsere Freiheit unter den weggefallenen Möglichkeiten des Wanderns, Reisens und Entdeckens litt. Die Mobilität fehlte.
Für die meisten ist es selbstverständlich, mobil und selbstbestimmt zu sein. Doch das war natürlich nicht immer so. Die bewegte Welt, wie wir sie kennen, hat eine ebenso bewegte Geschichte hinter sich. Entdeckungsfahrten per Schiff, die Kolonialisierung, der Beginn der Industrialisierung – all dies sind einschneidende historische Ereignisse, die den Weg zu unserem modernen Leben ermöglicht haben. Spätestens mit der Erfindung des Autos und der Eisenbahn wurde das „Reisen“ auch einer breiten Masse zugänglich und die Mobilität erleichtert.
Doch der rasante Anstieg der Mobilität zog nicht nur gute Entwicklungen mit sich. Ein bedeutendes Problem ist die Umweltverschmutzung durch Auto, Flugzeug oder auch Schiff, die große Mengen an CO2 produzieren. Vor allem das Auto, das sehr viele Menschen nutzen, trägt zu großen Teilen zur CO2-Emission bei. Das Problem ist nicht neu, bereits seit den 1970er Jahren stehen Luftverschmutzung und Klimabelastung durch moderne Fortbewegungsmittel auf der Agenda der Umweltbewegung. Schon lange ist es das Ziel, das Klima durch nachhaltige Mobilität zu schützen. Doch was bedeutet das eigentlich? Und wie können wir das erreichen?
Nachhaltig zu sein, bedeutet: verantwortungsvoll mit den natürlichen Ressourcen umgehen. Bereits im 16. Jh. wurde der Begriff geprägt, der ursprünglich aus der Forstwirtschaft stammt. Trotz erhöhtem Holzbedarf durften nicht mehr Bäume abgeholzt werden als nachwachsen konnten. Heute bezieht sich der Begriff Nachhaltigkeit nicht mehr nur auf die Forstwirtschaft. Er findet sich in vielen Bereichen unseres Lebens wieder, sei es in Bezug auf Nahrung, auf die Herstellung von Kleidung oder – zum Schutz des Klimas, der Naturlandschaften und der Artenvielfalt – eben auch auf Mobilität.
Wie geht nachhaltig mobil?
Im Alltag nachhaltig mobil zu sein, ist häufig gar nicht so schwer. Bereits kleine Dinge tragen dazu bei, den CO2-Austoß zu verringern. Einfach öfters mal zu Fuß gehen, das Rad nehmen oder öffentliche Verkehrsmittel nutzen. Und wie sieht es im Urlaub aus? Der CO2-Ausstoß im Tourismus wird häufig unterschätzt, dabei entstehen dadurch allein rund fünf Prozent aller Emissionen. Vor allem die An- und Abreise spielt eine sehr große Rolle (40% entfallen auf Flugreisen, 32 % auf den Autoverkehr). Auch hier sind es kleine Dinge, die eine umweltfreundliche Reise ermöglichen. Zum Beispiel kann man sich ein Urlaubsziel in der Nähe suchen, das ohne längere Flugreise erreichbar ist – im Idealfall sogar mit der Bahn. Sollte das Traumziel doch einmal etwas weiter weg gelegen sein, sollte die Faustregel gelten: Je weiter die Region entfernt ist, desto länger der Aufenthalt.
Vor Ort bieten sich klimafreundliche Aktivitäten wie Wandern, Radfahren oder Kanufahren an, um die Natur auf nachhaltige Weise zu erkunden. Und schließlich gibt es noch die Möglichkeit, CO2 zu kompensieren. Klimaschutzorganisationen wie „myclimate“ oder „atmosfair“ bieten seriöse Projekte an, in denen man den eigenen ökologischen Fußabdruck seiner Reise durch Geldspenden kompensieren kann.
Quelle: www.umweltbundesamt.de, Mobilitätsatlas 2019 der Heinrich Böll Stiftung, VCD
Die besten Ideen aus den Wanderregionen
Wandern ist die nachhaltigste Form des Reisens überhaupt – braucht man doch nur seine Füße, um sich fortzubewegen. Doch weil der Wanderurlaub in den seltensten Fällen ausschließlich vor der eigenen Haustüre stattfindet, sind Ideen der An- und Abreise zu weiter entfernten Naturzielen gefragt. Sehr viele touristische Regionen in Deutschland setzen sich für einen umweltfreundlichen und nachhaltigen Urlaub ein. Gästekarten, Wanderbusse und Shuttle-Services sind nur ein kleiner Teil der Angebote, die Wanderer nutzen können, um nachhaltig mobil zu sein. Auch sind viele Wanderwege gut vernetzt und somit per Bus und Bahn unkompliziert zu erreichen. So z. B. die Naturregion Sieg: Dort liegt jede Etappe des 200 km langen Natursteig Sieg an einem Bahnhof. Auch gibt es nationale und internationale Kooperationen, die sich hauptsächlich dem Thema nachhaltiger Mobilität widmen.
Fahrtziel Natur
Das Projekt „Fahrtziel Natur“ setzt sich beispielsweise dafür ein, in Deutschland und der Schweiz eine umweltfreundliche Mobilität zu schaffen und den Tourismus vom privaten PKW auf öffentliche Verkehrsmittel umzulenken. Insgesamt 23 Natur-Gebiete sind Teil dieser Kooperation von BUND, NABU, dem Verkehrsclub Deutschland und der Deutschen Bahn. Sie reichen vom Nationalpark Wattenmeer im hohen Norden über den Nationalpark Hainich bis hin zum Naturschutzgebiet Allgäuer Hochalpen in Süddeutschland und ermöglichen einen Urlaub komplett ohne eigenen PKW. So erhalten Urlauber in den einzelnen Regionen z. B. eine Gästekarte, mit der sie kostenlos den ÖPNV nutzen, und so die Umgebung nachhaltig mobil entdecken können.
Info: www.fahrtziel-natur.de
Trail & Rail in der Naturregion Sieg
Besonders Großstädter aus Köln, Bonn und Düsseldorf erfreuen sich an den vielen Wanderwegen in der Naturregion Sieg. Auch wenn das Auto für viele das beliebteste Verkehrsmittel ist – für Wandertouren in den Tälern und Höhen der Sieg braucht es wirklich keins. Mit insgesamt 21 Bahnhöfen und S-Bahn-Haltepunkten in der Region sind die Wanderwege bestens vernetzt. Alle 14 Etappen des rund 200 km langen Natursteigs Sieg zwischen Siegburg und Mudersbach bei Siegen sowie viele kürzere Erlebniswege Sieg starten und enden an einem Bahnhof und sind somit klimafreundlich und unkompliziert zu erreichen. Bei einer Übernachtung in der Naturregion Sieg erhalten Gäste das kostenfreie Gäste-Ticket. Es gilt für beliebig viele Fahrten im erweiterten VRS-Gebiet und ist gültig für die gesamte Aufenthaltsdauer.
Info: www.naturregion-sieg.de
Alpine Pearls
Ebenfalls dem sanften Naturtourismus verschrieben hat sich das Projekt „Alpine Pearls“. 21 Urlaubsorte aus fünf Alpenländern haben sich darin zusammengeschlossen, um nachhaltige Mobilität zu fördern. In Deutschland, der Schweiz, Österreich, Italien und Slowenien laden Wander- und Urlaubsregionen wie Berchtesgaden, Bled oder Weissensee dazu ein, die Natur auf nachhaltige Weise kennenzulernen. Mithilfe von Shuttlediensten, Wander- und Skibussen, E-Autos, Fahrrädern und E-Bikes oder auch Gästekarten zur kostenlosen Nutzung des ÖPNV können Reisegäste die Umgebung klimafreundlich und ohne eigenes Auto erkunden.
Info: www.alpine-pearls.com
Und wie sieht es bei den Nachbarn aus?
Europa
Auch unabhängig von großen Kooperationen gibt es in Europa zahlreiche Projekte und Konzepte, mit denen man nachhaltig mobil sein und seine Reisen ohne PKW oder Flugzeug antreten kann. Eine besonders unter jungen Menschen beliebte Art des Fernreisens durch Europa sind Zugreisen mit Interrail. Bereits seit 50 Jahren besteht das Unternehmen, das Bahnreisen durch insgesamt 33 Länder ermöglicht. Mit dem Interrail-Pass kann man mit fast allen Zügen in Europa fahren und so den Kontinent nachhaltig entdecken.
Info: www.interrail.eu
Luxemburg
Ein nachhaltiger Kurztrip lohnt sich auch nach Luxemburg. Dort ist der öffentliche Transport auf nationalem Gebiet seit dem 1. März 2020 kostenlos. Und zwar für alle! Ob Einwohner oder Tourist, jeder darf Bus, Zug und Tram kostenfrei nutzen. Interessant für Wanderer: Viele Wanderwege führen von Bahnhof zu Bahnhof und sind somit unkompliziert erreichbar. Da findet sich bestimmt die ein oder andere Idee für einen nachhaltig mobilen Wanderausflug ins Nachbarland.
Info: www.visitluxembourg.com
Schweiz
Auch die Schweiz ist ein wunderbares Land zum Wandern. Und es ist auch ein Land, in dem Wanderer nachhaltig mobil sein können – zum Beispiel mit PostAuto. Mit einer Netzlänge von 12.000 Kilometern ist das Unternehmen führend im öffentlichen Verkehr in der Schweiz. Jährlich nutzen über 155 Millionen Fahrgäste die gelben Busse mit dem weltberühmten Posthorn. Die Linien fahren sowohl innerorts als auch in die Natur hinaus und bringen Wandergäste so direkt zu schönen Wanderwegen. Einfach einsteigen, ankommen und los wandern: Zum Beispiel auf einer 14 km langen Bergwanderung von der Belalp nach Riederalp. Das PostAuto bringt Wanderer direkt in die prächtige Bergwelt, die schließlich zu Fuß erkundet wird. Ein besonderes Highlight dieser Tour ist die 124 m lange Hängebrücke über der wilden Massaschlucht, die zum Aletschwald, einem der schönsten Bergwälder der Schweiz, führt. Rundherum Berge und unberührte Natur – das ist die beste Belohnung für einen nachhaltigen Wanderurlaub.
Info: www.postauto.ch