von Redakteurin Svenja Walter

In der Winterausgabe des Wandermagazins (erscheint am 05.12.2025) schreibt Prof. Dr. Heinz-Dieter Quack in seiner Serie „Der Wanderforscher“ über Schönheit. Prof. Dr. Quack forscht zum Thema Wandern an der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften und ja, auch beim Wandern verfolgen uns Schönheitsideale – oder besser gesagt, suchen wir nach Schönheitsidealen und zwar in der Landschaft.

Ein leuchtend grüner Buchenwald zum Beispiel, durch dessen Blätter goldene Sonnenstrahlen fallen, ein Panorama aus schneebedeckten Berggipfeln oder ein schmaler Pfad durch eine sanft gewölbte Hügellandschaft – Idealbilder wie diese werden im Tourismus als Verkaufsinstrument genutzt.

Ha! Wieder so ein Werbetrick, schießt es dem ein oder der anderen jetzt vielleicht in den Kopf. Wir sind immer schnell darin, eine Strategie als bloße „Werbemasche“ zu verurteilen und sie fragwürdig zu finden. Schönheit als Werbeinstrument, als Ware – aber ist es wirklich verwerflich, dass man uns mit schönen Landschaften zum Wandern locken will?

Bei mir funktioniert diese Strategie. Die Verheißung, schöne Landschaften beim Wandern zu entdecken, ist für mich Lockmittel Nr. 1 und die Fotos ausschlaggebend. Scheinbar geht es vielen anderen ähnlich: „Wandernde möchten Natur und Landschaft nicht einfach nur irgendwie erleben, sondern sie suchen bewusst oder unbewusst nach Idealbildern und schöner Landschaft.“, schreibt Prof. Dr. Quack. Laut der Erhebungen des Wandermonitors ist das Landschaftsbild für 95,8 % der Befragten sogar der wichtigste Aspekt bei einer Wanderung.

Es gibt natürlich noch viele andere Gründe, wandern zu gehen, wie Bewegung an der frischen Luft, neue Orte kennenlernen, Zeit mit Freunden und Familie verbringen, eine Auszeit vom Alltag. Wenn ich so darüber nachdenke, stelle ich fest: Schönheit allein wäre für mich Grund und Motivation genug. In Verbindung mit Fotografie wird das Wandern tatsächlich zu einer Suche nach Schönheitsidealen in der Natur, nach Fotomotiven – ein bisschen wie Ostereier suchen, aber persönlicher, denn es sind Ausschnitte von dem, was ich persönlich als schön ansehe. Und ich finde das in Bezug aufs Wandern und die Natur auch nicht zu oberflächlich.

Gabriele von Arnim, deutsche Journalistin und Schriftstellerin, hat ein Buch geschrieben mit dem Titel „Der Trost der Schönheit – Eine Suche“ (2023) und spricht mir aus der Seele. Sie stellt fest: „Ich brauche Schönheit. Den Trost der Schönheit. Denn, wenn ich Schönheit sehe, höre, lese, spüre, dann glaube ich an Möglichkeiten, an Wege, Räume, Purzelbäume. Schönheit kann Gefühle befreien, kann uns den Mut geben, Neues zu wagen oder die Kraft, Unveränderbares zu ertragen.“

Es kommt mir manchmal ein bisschen heuchlerisch vor, die Suche nach Schönheit zum Zweck zu machen, sich in die Schönheit flüchten zu wollen, während wir um die rasante Zerstörung und das irrwitzige Leid um uns herum und auf der Welt wissen. Gabriele von Arnim schreibt, es habe gedauert, aber sie habe begriffen, dass sie auf Zerstörung nicht mit Selbstzerstörung antworten wolle. Die Suche nach Schönheit wird also zu einer Suche nach Trost, eine Linderung von Weltschmerz. Wenn das kein Grund zum Wandern ist!

Weitere Kolumnen gibt es in unserer Rubrik "Aktuelles"


In unserer Kolumne "Veni.Vidi.Wandern" setzen wir uns mit verschiedenen Gedanken rund um unsere Leidenschaft und Arbeitswelt, dem Wandern, auseinander. Mal ernst hinterfragt, mal amüsant erzählt, vielleicht auch mal auf Abwegen – kurzum, hier schreiben wir nach Lust und Laune, was uns beim Wandern durch den Kopf geht.