Stefan Laake hat schon einige extremere Wander- und Outdoortouren gemeistert unter anderem in Nepal. Als Teil vom Team wetrektheWORLD.com freut er sich seine Erfahrungen, Eindrücke und Motivation weiterzugeben und vor allem die Freude am Draußensein.

Stefans nächste Challenge startet am 10. September 2022: Sein Ziel ist es den rund 130 km langen Nibelungensteig im Odenwald unter 24 Stunden zu schaffen. Nur eine verrückte Idee? Wir haben mit ihm über sein Vorhaben gesprochen:

 

Wandermagazin: Stefan, warum hast du den Nibelungensteig für deine Challenge ausgewählt?

Stefan Laake 
© Kevin Ellison

Stefan Laake: Ich bin den Nibelungensteig bereits im letzten Jahr mit zwei Freunden gewandert. Er diente zur Vorbereitung auf unsere Trekkingtour durch Nepal – im vergangenen Herbst. Ich lebe nun schon seit über 32 Jahre hier im Odenwald und muss gestehen, dass ich ihn bis dato gar nicht kannte. Die Strecke ist einfach traumhaft und ich mag das abwechslungsreiche Streckenprofil. Viertausend Höhenmeter verteilt auf 130 Kilometer sind in unserer Gegend schon eine echte Hausnummer und Herausforderung; genug für eine Non-Stop-Wanderung. Warum also weit reisen, wenn man solch einen Qualitätswanderweg direkt vor der Tür hat.  


Verfolgt sein Vorhaben auf Instagram @we_trek_the_world


 

Du hast bereits Erfahrungen mit vielen Kilometern auf wenig Zeit gesammelt, u. a. mit der Teilnahme am Cappodocia UltraTrail (CUT) in der Türkei 2019 (120 km Nonstop). Was macht für dich den Reiz aus, solche Herausforderungen anzugehen?

Es ist der Reiz seinen Körper sportlich, aber vor allem mental an seine Grenzen zu bringen. Erreicht habe ich meinen Grenzen bislang noch nicht, weshalb ich immer wieder solche Herausforderungen suche und auch mal verrückte Dinge mache, wie beispielsweise 48-mal am Stück einen Berg hoch und runter zu laufen, wie 2019 bei uns am Breuberg –  90 km mit fast 7.000 hm. Mit dieser Aktion konnte ich über 2.400 Euro für einen guten Zweck sammeln.

Unser Chefredakteur und Extremwanderer Thorsten Hoyer erläutert immer, dass neben Fitness und Training vor allem die mentale Stärke und Einstellung sehr wichtig ist. Kannst du das aus deiner Perspektive bestätigen? Hast du Tricks und Tipps, um die Motivation aufrecht zu halten?

Wer Mental nicht fit ist und sich im Kopf nicht zu 100 % auf seine Sache fokussiert wird scheitern! Also ja, ich kann das voll und ganz bestätigen. Aus meiner Sicht liegt das Verhältnis aus Fitness und mentaler Stärke bei ca. zwei zu acht. Beim CUT lief ich in der Vorbereitung, Aufgrund wiederkehrender Knieprobleme, nie länger als 10 km und bin die 120 km am Ende unter 21 Stunden gelaufen. Eine Woche später bin ich in Frankfurt sogar noch einen Marathon gelaufen. Jetzt stellt sich die Frage: Wie habe ich das geschafft? Lag es an einer exzellenten Fitness? Definitiv, Nein! Das Mindset hat einfach gestimmt.

Das wichtigste, wie ich finde, ist nie zu vergessen warum man das alles macht. Wenn du darauf während des Laufes keine passende Antwort parat hast – und diese Frage beschäftigt einen früher oder später immer –  wird es schwierig werden die Motivation aufrecht zu erhalten. Spendenläufe sind, wie ich finde, in diesem Fall ein guter Grund um nicht aufzugeben und weiterzumachen, auch wenn es mal wehtut. Es gibt weitere zahlreiche Tipps und Tricks wie man sein Mindset stärken kann. Meine ehemalige Ambassador-Teamkollegin Daniela Dihsmaier hat darüber ein wirklich erstklassiges Buch geschrieben (Brutal Mental - Mentale Stärke ist mehr als nur Siegerdenken), welches ich allen empfehlen kann, die sich mit dem Thema einmal auseinander setzen möchten. Nebenbei bin ich sehr stolz darauf es auf das Cover des Buches geschafft zu haben, zumal das Thema einfach zu mir passt.

© Jaqueline Kokott

Kannst du beschreiben, was im Kopf passiert, wenn man alleine für 24 Stunden einfach nur läuft und läuft?

Nicht die Füße sorgen dafür, dass du voran kommst, sondern dein Kopf. Anders als bei einer normalen Tagestour, gibt es bei einer solchen Herausforderung selten einen Moment bei dem du einfach nur abschalten kannst und den Moment genießt. Es spielt sich einfach wahnsinnig viel im Kopf ab und man erlebt ein ständiges Wechselbad der Gefühle. Du brauchst für jedes Zwicken, für jeden negativen Gedanken, der dich daran hindern könnte weiter zu laufen, eine passende Antwort und am besten noch Plan B, C und D, sonst ist ein Scheitern der eigenen Zielsetzung warscheinlich.

Ich versuche mich während des Laufes rein auf meinen Körper und auf die Strecke zu fokussieren und nach Möglichkeit äußere Einflüsse auszublenden. Es ist für mich immer wieder erstaunlich zu sehen, welche Reserven in einem stecken, wenn man denkt es geht nichts mehr. Wenn man es schafft diesen Punkt zu überschreiten, wird man feststellen, dass da noch soviel mehr möglich ist. Alles reine Kopfsache.

Gibt es etwas auf dem Nibelungensteig, worauf du dich besonders freust?

Es gibt so viele schöne Abschnitte auf der Strecke, dass ich nichts Spezielles nennen kann. Ich freue mich einfach darauf, dass es endlich los geht und ich 24 Stunden am Stück wandern darf.

Auf welche potentiellen, aber dennoch hoffentlich nicht aufkommenden, Hindernisse bereitest du dich vor?

© Stefan Laake

Ich hoffe, dass es Anfang September nicht mehr ganz so heiß sein wird. Dennoch ist Dehydrierung ein großes Thema. Aber auch eine fiese Blase kann schnell dafür sorgen, dass man abbrechen muss. Hier spielt die richtige Wahl der Socken sowie das Schuhwerk eine große Rolle. Als Ambassador für FALKE und True Motion bin ich glücklicherweise in beiden Punkten bestens ausgestattet. Zusätzlich verwende ich Hirschtalk für die Füße. Die Creme sorgt dafür, dass die Haut resistenter wird und kommt bei mir bereits Wochen vor dem Start zum Einsatz. Alles andere spielt sich Kopf ab.

Was ist für dich das wichtigste Utensil, was du dabei haben wirst? Und weshalb?

Das Tragen einer Sportuhr habe ich mir im Verlauf der letzten zwei Jahre abgewöhnt. Dennoch wird sie in diesem Fall mein wichtigster Begleiter sein, da ich die Strecke in unter 24 Stunden wandern möchte. Daten wie beispielsweise meine Pace oder die Durchschnitts-Pace, sind ebenso wichtig wie die Übersicht des Streckenverlaufes/Höhenprofiles oder im Hinblick auf die Nacht, eine exakte Routenführung. Garmin war so freundlich, und hat mir speziell für diese Wanderung eine Fenix 7 solar zur Verfügung gestellt. 

Zeit für eine Anekdote: Was ist das Kurioseste, das dir auf einem Weg passiert ist?

In der Tat erlebte ich mein kuriosestes Wandererlebnis letztes Jahr auf dem Nibelungensteig. Wir liefen sehr früh los und erreichten zum Sonnenaufgang das Ende eines Waldstückes. Ich sah am Ende des dunklen Weges eine helle Lichtung und sagte zu meinen Kumpels „Stellt euch mal vor, wenn jetzt ein Reh auf den Weg laufen und stehen bleiben würde – Das wäre ein mega Foto“. Nur ein paar Sekunden später lief tatsächlich ein Reh auf unseren Weg, blieb kurz stehen, blickte uns an und verschwand, genauso schnell wie es kam, wieder im Wald. Foto? Negativ. Das ging alles zu schnell.

Blick in Zukunft: Was steht als nächstes auf deiner Wander-Reise-Wunsch-Liste?

Die Liste ist lang. Ich fühle mich mit meinen 38 Jahren noch jung, aber realistisch gesehen ist es eine erneute Alpenüberquerung. Zwar habe ich dies schon vor zwei Jahren gemeinsam mit meiner Mutter Gabi (62) erleben dürfen, dennoch ist es ein Traum von mir auch diese Tour als Non-Stop-Wanderung zu bestreiten. Anvisiert habe ich dies für September 2023. Wenn ich mir hierfür einen Begleiter aussuchen dürfte, wäre das Joey Kelly. Ich verfolge seine Leistungen schon seit Jahren und für mich ist er ein wahrer Mental-Meister von dem ich sicherlich noch das ein oder andere lernen kann. 

Dann wünschen wir Dir viel Erfolg auf dem Nibelungensteig und bei allen weiteren Herausforderungen, denen Du dich stellst!

Die Fragen stellte Ricarda Große

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