Konrads Überquerungen: Thüringer Wald

In zwei Tagen über den Östlichen Thüringer Wald

Die Wanderung beginnt in der sehr sehenswerten Stadt Schleusingen am Südrand des Thüringer Waldes in etwa 400 m Höhe und führt am ersten Tag durch ein sehr einsames und entlegenes Gebiet nach Schmiedefeld am Rennsteig, wo mehrere Gaststätten zur Übernachtung vorhanden sind.

Am zweiten Tag werden außer einer kurzen Begehung des Rennsteiges teilweise ebenfalls einsame Gebiete durchwandert. Zum Abschluss steigt man über den durch Goethe berühmten Kickelhahn (861 m) und nach Ilmenau (480 m) an den Südrand des Thüringer Beckens hinab. Hier ist das Ziel in Ilmenau erreicht.

Neben der landschaftlichen Schönheit, dem Vorkommen seltener Pflanzen und Schmetterlinge im Sommer, beeindruckt die Überquerung über weite Strecken mit großer Einsamkeit.

Text und Fotos von Dr. Konrad Lechner

Dr. Konrad Lechner © Michael Sänger


Dr. Konrad Lechner ist passionierter Wanderführer im In- und Ausland und wurde 2008 zum Ehrenwanderführer des Deutschen Wanderverbandes ernannt. Die beliebte Serie "Konrads Überquerungen" erschien von 2002 bis 2012 im Wandermagazin. Wir holen die Touren über große und kleine Gebirgszüge nun aus dem Archiv und veröffentlichen sie hier in überarbeiteter Fassung.

Schwierigkeit
MITTEL
Technik
Kondition
Erlebnis
Landschaft

Höhenlage

855.8m
369.9m

Beste Jahreszeit

  • Jan
  • Feb
  • Mar
  • Apr
  • May
  • Jun
  • Jul
  • Aug
  • Sep
  • Oct
  • Nov
  • Dec
Einkehr

1. Etappe:
mehrere Übernachtungsmöglichkeiten in Schmiedefeld
www.schmiedefeld.de

2. Etappe:
Waldgasthof Auerhahn in Stützerbach
Mo, Di Ruhetag
​​​​​​​waldgasthaus-auerhahn.de

und mehrere Übernachtungsmöglichkeiten in Ilmenau
www.ilmenau.de/tourismus/gastgeber

 

außerdem Berggasthof am Kickelhahn, Tel. 03677/202034

Sicherheitshinweise

Die Wanderroute enthält keine ausgesetzten und gefährlichen Stellen

Ausrüstung

für zweitägige Streckenwanderung mit Übernachtung und ohne Gepäcktransport

Barrierefrei
Nein
Kinderwagentauglich
Nein

1. Etappe: Schleusingen – Schmiedefeld am Rennsteig 16 km  452 hm

Von der Bus-Zentralhaltestelle Schleusingen in der Suhler Straße steigt man zuerst durch den Schlossgarten über Treppen an der Bertholdsburg entlang auf. Die Bertholdsburg wurde bereits im 14. Jhd. erwähnt, ihre Gebäude stammen aus der späten Gotik und Renaissance. Man erreicht die Burgstraße und geht auf dieser links weiter. Sollte der Schlossgarten geschlossen sein (Sa, So vor 10 Uhr), geht man auf der Suhler Straße am Schlossgarten entlang und an einer Kreuzung links zur Burgstraße. Die Burgstraße führt zum Markt, von diesem rechts auf der Poststraße am Gymnasium vorbei und nach einer rechts-links Abbiegung über Treppen hinab zur Straße „Häfnersberg“, die nach links begangen wird. Auf dieser an einem Park, dem Fluss „Nahe“ entlang und am Schwimmbad vorbei. Weiter über freie Flur und durch zwei Unterführungen zu einer Wegegabelung. An dieser links über die Trasse der Bahnlinie und rechts auf einem schönen schmalen Fußweg zwischen der Bahnlinie und der oberhalb verlaufenden Straße. Anschließend über Treppen links zur Hauptstraße, die gequert wird.

Man erreicht Hinternah, das unmittelbar am Rand des Thüringer Walds liegt. In der schön gelegenen Ortschaft zunächst auf der Weinbergstraße zu einer Weggabelung. Die spätgotische Kirche liegt wenige Meter abseits der beschriebenen Route. An der Weggabelung links auf dem Wilkenweg nach Wegweiser Blockhaus, Silbachgrund und Silbach. Der Weg verläuft auf der linken (orographisch rechten) Seite des Silbaches. Am letzten Haus endet der Hartbelag und man geht auf einem grasigen Pfad weiter. An Weggabelungen hält man zunächst etwa die Nordrichtung und an einer T-Gabelung wandert man rechts auf dem breiten Weg weiter. Man erreicht eine Hütte mit Rastplatz und Unterstellmöglichkeit.

Nach der Hütte weiter auf breitem Weg zunächst in nördlicher Richtung und an einer Wasserstelle vorbei. Anschließend in nordöstlicher Richtung zu einer Weggabelung mit befestigter Straße. Hier rechts weiter und in die Ortschaft Silbach. Nach einem Teich und einem Rechtsbogen erreicht man eine Weggabelung neben einem Brunnen. Hier folgt man dem Wegweisern „Gerswiese“ und „Wegespinne“. Man kommt zunächst durch das Flurgebiet „Nahetal“, am „Steinkopf“ und Brunnenhügel vorbei. Dann erreicht man die „Wegespinne“. Die weitere Route verläuft auf der in der empfohlenen Karte angegebenen L-Linie, die rot eingezeichnet ist und abgesehen von zwei kleinen Bögen zu Beginn nur den Brunnenhügel umgeht, sonst aber die nördliche Richtung bis Schmiedefeld beibehält. Aber es gibt nur Wegweier und keine Markierung, deshalb achte man bei querenden Wegen auf die nördliche Richtung.

Der sehr einsame Weg bietet mehrmals Aussicht in die Ferne und auf den benachbarten Wiesen eine interessante Flora mit z. B. Arnika, Wollgras und Bärwurz. Nach der „Schönen Wiese“ befindet sich rechts des Weges ein Haus mit bescheidener Rast- und Unterstellmöglichkeit. Kurz danach beginnt Schmiedefeld. Es folgt rechts des Weges eine Sprungschanze, anschießend eine Lagerhalle und man erreicht einen Sportplatz. An einer Wegekreuzung geht man auf der Ruppachstraße die zur Hauptstraße führt. Hier befinden sich mehrere Gasthäuser, die Tourist-Information und Bushaltestellen zur Fahrt nach Suhl oder Schleusingen.

Das etwa 700 m hochgelegene Schmiedefeld besitzt schöne mit Schiefer gedeckte und verkleidete Häuser, Parkanlagen und ist von prächtiger Mittelgebirgslandschaft umgeben, sodass es sich auch als Urlaubsort eignet. Der Name leitet sich von der Bearbeitung des Eisenerzes ab, das hier gefunden wurde.

2. Etappe: Schmiedefeld am Rennsteig – Ilmenau  17,5 km 270 hm

Ausgehend von der Hauptstraße L1140 (Suhler Str., Vesser Str., Brunnen Str.), die von den Gasthäusern schnell erreichbar ist, geht man über die Bahnlinie und auf der Engertalstraße zur Alten Ilmenauer Straße (B 4). Nach einer Linkskehre biegt man rechts ab und geht auf der Frauenwalder Straße am Friedhof vorbei, wo der Hartbelag endet und man auf einer Forststraße weiter geht. Anschließend kommt man an einem Kahlschlag und Wochenendhäusern vorbei und es folgt eine Wiese mit Rastplatz und Unterstellmöglichkeit. An einer Wegegabelung geradeaus weiter und an den Ziegensümpfen vorbei. Anschließend quert man die Straße Frauenwald – Oberhof und geht an der zur Ortschaft Alllzunah führenden Straße entlang. Man kann meistens auf einer gerodeten Fläche neben der Straße laufen. Nach etwa 270 m erreicht man den von links heranführenden und die Straße querenden Rennsteig.

Dem Rennsteig folgt man nun etwa 3,7 km bis zu einer Weggabelung vor dem Dreiherrnstein. Diese Strecke ist mit R sehr gut markiert. Die Route verläuft etwa parallel zu der nach Allzunah führenden Straße in unterschiedlichem Abstand. Dabei kommt man an einer Abbiegung nach Frauenwald und einer Hütte vorbei. Vor Allzunah befindet sich eine weitere Hütte. Anschließend geht man an der Straße entlang nach Allzunah.

Der schön gelegene Ortsteil von Frauenwald entstand im 17. Jhd. durch eine hier errichtete Glashütte, die aber „allzunah“ neben Stützerbach lag und deshalb bald ihren Betrieb eingestellt hat.

Nach Allzunah verläuft der Rennsteig weiter zunächst weiter etwa parallel zur Straße in unterschiedlichen Abständen. Nach Querung der Straße kommt man an einer Unterstellmöglichkeit vorbei. Danach erreicht man eine Weggabelung. Der Rennsteig biegt hier rechts zum Dreiherrenstein ab, unsere Route führt nach Wegweiser Stützerbach geradeaus weiter. Nach Querung der Straße biegt der breite Forstweg nach links ab und verläuft etwa in nord-nordwestlicher Richtung durch den Breitengrund zum Breitengrunder Teich. Vor diesem kommt man an einer prächtigen Wiese vorbei. Außer einigen Wegweisern „Breitengrunder Teich" und „Stützerbach“ ist keine Orientierungshilfe vorhanden. Am Breitengrunder Teich führt die Route am Nordufer links vorbei, biegt dann nach rechts ab und verläuft etwa parallel zu einer Straße ungefähr in nördlicher Richtung. Man erreicht diese Straße geht auf dieser etwa in gleicher Richtung weiter und kommt nach etwa 600 m zum Gasthaus Auerhahn.

Ab Gasthaus Auerhahn wandert man bis Ilmenau nach der Markierung mit dem blauen Balken. Nach dem Gasthaus folgt zunächst ein längerer Aufstieg über die Hirtenwiese, wo man nach Wegweiser "Kickelhahn" weiter geht. Dabei kommt man am Hotel Gabelsbach und danach an einem weiteren Gebäuden vorbei, ehe man den 861 m hohen Gipfel des Kickelhahns mit ständig geöffnetem, 24 m hohen Aussichtsturm erreicht. Dieser biete einen großartigen Rundblick

Am Kickelhahn hat Goethe sein berühmtes Nachtlied mit Bleistift an die Holzwand einer Hütte geschrieben. Die später als „Goethehäuschen“ bezeichnete Hütte ist abgebrannt, wurde aber wieder aufgebaut.

Auch auf dem folgenden, ziemlich steilen und durch Wald führendem Abstieg nach Ilmenau geht man nach der Markierung „blauer Balken“. In Ilmenau erreicht man die Waldstraße, der man folgt. Man quert die Bahnlinie, die Ilm und kommt zur die Schleusinger Allee. Auf dieser rechts weiter bis zu einer auffälligen Straßenkreuzung, wo sich der Bahnhof befindet.

Die Universitäts- und Goethestadt Ilmenau besitzt mehrere Sehenswürdigkeiten, so dass ein gesonderter Besuch zu empfehlen ist.

Tipp des Autors

Da der Weg nicht immer markiert ist, ist zur Orientierung eine Karte und GPS-Gerät/Kompass empfehlenswert! 

Eine Besonderheit des Thüringer Waldes sind seine oft versteckt liegenden Wiesen. Man findet hier noch die Arnika mit ihren dottergelben Blütenständen.

Auf dieser Wanderung (ungefähr ab Juni und im Juli) findet man neben den noch häufig vorkommenden Faltern, z. B. dem Pfauenauge und dem Zitronenfalter, auch noch echte Raritäten. Zu dieser Zeit fliegt etwa häufig der Pantherspanner mit gelb gefärbten Flügeln, auf denen sich braune Flecken befinden. Es ist eigentlich ein Nachtfalter, der aber auch am Tag aktiv ist. Ebenfalls ziemlich häufig fliegt an den Wegrändern im Sommer das Waldbrettspiel mit seinen Augen auf der Ober- und Unterseite. Seltener findet man das Kaminfegerle mit seinen dunklen Flügeln, das nur an der Spitze der Vorderflügel helle Fransen besitzt (tag- und nachtaktiv). Am Rennsteig bei Allzunah entdeckte ich Anfang Juli 2022 sogar den sehr seltenen Dukaten-Feuerfalter.

Kartenmaterial

Biosphärenreservat Thüringer Wald 1 : 35 000
7. Aktualisierte Auflage 2020
ISBN 978-3-866 36-324-3
5,95 Euro

Literatur

Thüringer Wald
Pollmann, B.
Rother Wanderführer Thüringer Wald 2020
14,90 Euro

 

Öffentliche Verkehrsmittel

DB z. B. von Bamberg über Lichtenfels nach Coburg und mit Bus der Linie 205 nach Schleusingen Zentralhaltestelle

Anfahrt

98553 Schleusingen

 

Parken

Schützenplatz in 98553 Schleusingen

Runner Loading
X
C
SNAP TO ROADS
Höhenprofil im Vollbildmodus der Karte
Schwierigkeit MITTEL
Strecke 33.21km
Dauer ca. 10 Std. insgesamt
Aufstieg 722 hm
Abstieg 625 hm


GPS-Daten herunterladen:
GPX KML

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