Von Enzklösterle nach Besenfeld, Schwarzwald
Die Wanderung führt aus dem hier bereits tief eingeschnittenen Tal der Enz (Enzklöstele 590 m) in das etwa 800 m hoch gelegene Besenfeld. Dieses war einst das am höchsten gelegene Dorf Württembergs, gehört aber gegenwärtig zu Seewald. Die Route erreicht auch die Enz- und Nagoldquelle. Man findet unmittelbar an der Enz auch Hinweise auf frühere Formen der Bewässerung, die in den 60iger Jahren als die Industrialisierung auch die Täler des Schwarzwaldes erreichte, aufgegeben worden sind. Der romantisch in der Waldeseinsamkeit gelegene Poppelsse, war einst für die Flösserei von großer Bedeutung. Unmittelbar an den Wegen befindet sich eine interessante Flora mit dem für den Schwarzwald charakteristischen Roten Fingerhut, einer westeuropäischen Pflanze, die hier am Rand ihres geschlossenen Areals liegt. Daneben wachsen der Schlangen-Knöterich, die Preiselbeere und interessante Sporenpflanzen wie Moose und der Bärlapp.
Start: Enzklösterle
Ziel: Besenfeld
von Dr. Konrad Lechner
Dr. Konrad Lechner ist passionierter Wanderführer im In- und Ausland und wurde 2008 zum Ehrenwanderführer des Deutschen Wanderverbandes ernannt. Neben zahlreichen Wanderungen mit botanischen Schwerpunkt, erschien im Wandermagazin auch die beliebte Serie "Konrads Überquerungen" von 2002 bis 2012.
Höhenlage
Beste Jahreszeit
- Jan
- Feb
- Mar
- Apr
- May
- Jun
- Jul
- Aug
- Sep
- Oct
- Nov
- Dec
Enzklösterle
z. B.
Hotel-Restaurant Hirsch, Tel. 070 85 72 61
Gasthof Café Nagoldquelle, Tel. 074 48 214
Wirtshaus Poppeltal (vorübergehend geschlossen)
Besenfeld
Hotel Oberwiesenhof direkt an der Bushaltestelle, Tel. 07447 28 00
Hotel Sonnenblick (nach Unwetter Juni 2021 weiterhin wegen Bau- und Renovierungsmaßnahmen geschlossen)
Die Querung der Nagold über die Schrittsteine erfordert bei Nässe und Glätte Vorsicht!
Witterungsangepasste Bekleidung, halbhohe bis hohe Wanderschuhe.
Im Rucksack sollte etwas Obst für unterwegs und ausreichend Flüssigkeit vorhanden sein. Ich empfehle immer auch die Mitnahme eines Erste-Hilfe-Sets.
Im September und Oktober kann es in der Frühe schon sehr frisch sein, daher sind dann Wollmütze und leichte Handschuhe zu empfehlen. Im Hochsommer unbedingt an Kopfbedeckung und Sonnenschutz für Arme und (falls Sie mit kurzen Hosen unterwegs sind) Beine denken.
Ausgehend von der Busstation „Adventure Golfpark“ (S) in Enzklösterle, auf der Hauptstraße (Freudenstädter Straße, K 4367) talaufwärts, am Hotel Restaurant Hirsch vorbei und nach dem Feuerwehrhaus links ab nach Wegweiser Besenfeld, Enztalweg und mit der Markierung blaue Raute, der man zunächst bis Gompelschauer folgt. Nach einem Ausblick auf Rohnbach kommt man an einer Abzweigung zur Freudenstädter Straße und einem Parkplatz vorbei (2). Anschließend verläuft die Route nahe an der Enz entlang. Bei einer zweiten Begehung Ende September 2021 war dieser Weg an der Enz entlang wegen Weidebetrieb gesperrt. In diesem Fall folgt man der Umleitung und gelangt ebenfalls nach Gompelschauer.
Unmittelbar am Weg neben der Enz findet man einen Hinweis auf eine früher übliche Form der Bewässerung der den Fluss begleitenden Wiesen. Dabei wurde das Wasser des Flusses teilweise in einen parallel zum Fluss verlaufenen Kanal geleitet. Diesen konnte man aufstauen und das Wasser in die Wiesen leiten. Da dieses Wasser offenbar etwas wärmer war, als die Feuchtigkeit des Bodens sind die Wiesen schneller gewachsen und ein vorzeitiger Schnitt war möglich. In den 60iger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde infolge der zunehmenden Industrialisierung, auch der Täler des Schwarzwaldes diese Form der Bewirtschaftung aufgegeben.
Oberhalb Gompelschauer geht man auf dem Sägmühle Weg in das Tal nach Gompelschauer (3) hinab, wo sich auch eine Busstation befindet. Man kann hier unmittelbar neben der Straße die Enzquelle besuchen. Die Enz ist der größte linke Nebenfluss des Neckars und mündet bei Besigheim in diesen. Anschließend wandert man mit der Markierung gelbe Raute zunächst wenige Meter auf der Freudenstädter Straße talaufwärts und anschließend auf einem parallel zur Straße verlaufenden Weg an einem Seitental vorbei. Man erreicht die Siedlung Poppeltal, wo sich ebenfalls eine Busstation befindet. Nach dieser biegt man links ab (4)und folgt nun der Markierung blaue Raute. Dabei kommt man an einem kleinen Festplatz vorbei. Dann steigt man etwa parallel zum Fluss auf. An einer Weggabelung folgt man weiter der blaue Raute und dem Wegweiser Besenfeld. Der Weg führt nun auf steinigem Weg am Poppelbach entlang. Man kommt zu einer Hütte mit Unterstellmöglichkeit (5).
Hier kann man links absteigen und erreicht nach wenigen Metern den sehenswerten Poppelsee, der um 1850 für die Flösserei angelegt wurde. Für das Verflößen auf einem kleinen Fluss wie der Enz war sehr viel Wasser erforderlich Von vier Schwallungen im Gebiet des oberen Enztales war die Poppelseeschwallung die Größte. Man staute das Wasser und entließ es mit einem gewaltigen Schwall samt dem darin schwimmenden Holz bis zur nächsten Station Das Waldgebiet um den Poppelsee befindet sich in einem naturnahen Zustand mit Kälte- und Feuchtigkeit liebenden Pflanzen. Man findet hier z. B. den Sprossenden Bärlapp. Dieser hat im Gegensatz zum Keulenbärlapp nur eine Sporangienähre am Stängel . Nach heutiger Ansicht ist es eine arktisch-alpine Pflanze, die sich aber in den Mittelgebirgen an entsprechenden Standorten halten konnte.
Zurück zur Route und weiter auf dem oberen Weg mit der Markierung blaue Raute durch das Waldgebiet „Brückleshau“ an einer Wegekreuzung (6) vorbei zu einer Wiese. Man geht zunächst an dieser entlang, dann rechts durch Wald zu einer Nebenstraße und von dieser zur B 294 und weiter mit der Markierung blaue Raute zur Nagoldquelle (7), wo man auch rasten kann. Die Nagold fließt östlich der Enz und mündet bei Pforzheim in diese. Die Querung des Baches hier auf Steinen erfordert einige Vorsicht. Bei Glätte sollte man vielleicht den Bach etwas oberhalb in der Wiese queren. Anschließend führt die Route durch Urnagold an einem Gasthaus vorbei zur B 294. Man geht an dieser entlang nach Besenfeld (Wildbader Straße/Freudenstädter Straße). In der Ortsmitte befindet sich die Bushaltestelle Rathaus (8), der nach Enzklösterle und Bad Wildbad zurückführenden Linie. Eine weitere Haltestelle befindet sich am Hotel Oberwiesenhof (9), wo man auch einkehren könnte.
Markierung
(S) – (3) blaue Raute
(3) – (4) gelbe Raute
(4) – (8) blaue Raute
Tipp des Autors
Diese Tour und die Etappe von Besenfeld nach Heselbach kann man natürlich auch als zweitägige Tour realisieren. Man kann sie ebenfalls, wie hier vorgestellt, von einem Stammquartier aus umsetzen und am Ende der Etappe mit ÖPNV wieder bequem an den Standort zurückkehren.
Die Tour ist täglich mit dem ÖPNV problemlos durchzuführen. Sie bietet am Ausgangspunkt Enzklösterle, an der Strecke in Poppeltal, Urnagold und am Ziel in Besenfeld Einkehrmöglichkeiten. Außerdem bestehen unterwegs Unterstellmöglichkeiten und es gibt Bushaltestellen. Infolge der mäßigen Streckenlänge, einem mittlere Aufstieg, der sich über eine größere Strecke erstreckt und ihrer Abwechslung, kann man die Wanderung auch Familien mit Kindern ab etwa acht Jahren empfehlen. Außerdem führt die Route an einer Riesenrutschbahn vorbei. Dafür sollte man mit Kindern etwas Zeit einplanen.
Kartenmaterial
Wanderkarte Oberes Enztal, 1:35.000, ISBN 978-3-86398-425-0 vom LGL Baden-Württemberg, 2017, 5,80 Euro
Info
Literatur
Öffentliche Verkehrsmittel
Anreise: Bis Bad Wildbad mit DB, von dort Buslinie 7780 nach Enzklösterle, Haltestelle Adventure Golfplatz
Rückreise: ab Besenfeld mit der Buslinie 7780 über Enzklösterle bis Bf Bad Wildbad
Anfahrt
Freudenstädter Straße
75337 Enzklösterle,
Parken
Innerhalb von Enzklösterle an verschiedenen Stellen kostenloses Parken möglich
Wohnmobilstellplätze
Verschiedene Möglichkeiten in Enzklösterle und Umgebung.
Mehr Infos:
Touristinfo Enzklösterle
Friedenstraße 16
75337 Enzklösterle
Tel. 07085 / 7516
info@enzkloesterle.de
www.enzklösterle.de