Perlenweg, Südtirol
Unterwegs auf dem Perlenweg. Auf fünf Etappen lernt unser Chefredakteur Thorsten Hoyer die Idylle der Dolomiten kennen und schätzen. Er genießt die sonnenbeschienenen saftig-grünen Wiesen, die kühlen Waldpassagen und hat dabei "das prächtige Latemarmassiv wie eine Verheißung stets im Blick". Für ihn eine Genusstour: steigen statt klettern!
Start/Ziel: Bozen
Thorsten Hoyer ist Chefredakteur des Wandermagazins und mag Kontraste, z. B. sowohl das Extrem- als auch das Genusswandern: "Weitwandern ist das bewusste Einlassen auf Wege, um Regionen buchstäblich Schritt für Schritt zu erkunden. Dabei geht es langsam voran, aber mit einer überraschenden Intensität."
Diese Tour erschien im Wandermagazin Nr. 214 im Rahmen der Serie "Hoyer macht Strecke".
Höhenlage
Beste Jahreszeit
- Jan
- Feb
- Mar
- Apr
- May
- Jun
- Jul
- Aug
- Sep
- Oct
- Nov
- Dec
Die Start- und Zielorte entlang des Perlenweges sind in das sehr gut ausgebaute Südtiroler ÖPNV-Netz eingebunden, so dass ich mich entschieden habe, von diesen Angeboten Gebrauch zu machen und mich für meine geplanten vier Übernachtungen auf zwei Hotels zu beschränken. Was natürlich den angenehmen Nebeneffekt hat, dass ich nicht immer das gesamte Gepäck mitnehmen muss.
Erster Tag
Ich starte in Kardaun auf den Perlenweg. Über allem thront auf einem exponierten Felsen Schloss Karneid. Das Gemäuer stammt aus dem 13. Jh. und wurde am Kreuzungspunkt von Eisacktal und Eggental errichtet, bereits zu jener Zeit eine strategisch wichtige Lage. Am Ortsrand stoße ich auf die Karneider Straße, die kräftig ansteigend die Richtung zum namengebenden Weiler vorgibt.
Ich habe mich entschieden, in Karneid dem Perlenweg geradeaus zu folgen, also im Uhrzeigersinn zu wandern. Da er als Rundweg hier eine Schlaufe bildet, ist aber ebenso die entgegengesetzte Richtung möglich. Nach dem Dorfrand und einigen Weinbergen stehe ich im Wald.
Nach rund fünf Kilometern Waldpassage öffnet sich die Landschaft und vor mir breiten sich grüne Wiesen aus, denen sich das Bergdorf Steinegg anschließt. Auch wenn die Pfarrkirche die Dächer des Dorfes überragt, verliert sie sich doch geradezu vor der mächtigen Schlerngruppe, die Teil des Naturparks Schlern-Rosengarten ist. Mein Ziel, St. Zyprian, liegt nach einem kräfutgen Abstieg vor mir.
Zweiter Tag
Mein erstes Zwischenziel ist der 1.690 Meter hoch gelegene Nigerpass, den ich nach etwa zwei Stunden erreiche. Ich treffe auf die Frommer Alm und damit auf die Bergstation der Welschnofen-Laurin-I-Kabinenseilbahn. Nicht viel später nimmt der Perlenweg direkten Kurs auf das Massiv des Rosengartens und zwischen sonnenbeschienenen, saftig-grünen Wiesen schlendere ich glückselig durch eine perfekte Dolomiten-Idylle. Oben am Karerpass nehme ich den letzten Schluck Wassers und warte auf den Bus zurück nach St. Zyprian.
Dritter Tag
Heute wandere ich entlang grüner Wiesen und das prächtige Latemarmassiv wie eine Verheißung stets im Blick. Als sich der Pfad gabelt, zeigen hölzerne Wegweiser nach links in Richtung der imposanten Felswand mit ihren Spitzen, wo sich der Einstieg zur Latemarscharte sowie der Aufstieg zur 2.791 Meter hohen Latemarspitze befinden. Sehr reizvoll und ganz be- stimmt ein nächstes Ziel hier im UNESCO Weltnaturerbe Dolomiten.
Nach etwa einer halben Stunde in das „Labyrinth“ einsteige. Diese Bezeichnung ist nicht übertrieben, sie trifft exakt auf das zu, was sich vor mir erstreckt: eine bizarre Landschaft aus Felsbrocken unterschiedlichster Größen, die offensichtlich irgendwann mal vom Latemar herabstürzten.
Nach etwa einer halben Stunde passiere ich den Karersee, dessen intensiv grüne Wasserfärbung von sagenhaften Gescheh- nissen herrühren soll. Mit Ankunft im Wintersportort Obereggen beende ich meine heutige Wanderung und mache mich per Bus auf den Rückweg.
Vierter Tag
Von Obereggen auf etwas über 1.500 Meter geht es auf einem rund viereinhalb Kilometer langen asphaltierten Weg zum knapp 2.000 Meter hoch gelegenen Reiterjoch. Unvermittelt schält sich aus dem Grau der Wolken eine überdimensionale hölzerne Kugel heraus, die meine Neugier weckt. Nachdem ich mir überraschend viel Zeit für das Werk „Eye to the Dolomites“ genommen habe, geht’s weiter zum Lavazèjoch (ital. Passo die Lavazè), der das Südtiroler Eggental mit dem Fleimstal im Trentino verbindet.
Das angrenzende Biotop Auerlegermoor überascht mich mit einem vorzüglichen Platz zum Rasten. Die anschließende Wanderung über sanft-hügelige Bergwiesen und durch lichte Lärchenwälder ist der landschaftliche Höhepunkt auf dieser Etappe nach Deutschnofen, wo am Abend dann frisch gebackenes Brot aus dem hoteleigenen Steinofen das kulinarische Highlight ist.
Fünfter Tag
Die Route führt durch die Ortsmitte von Deutschnofen und direkt an der schön gelegenen und durch die aufwändige Sandsteinverkleidung auffälligen Pfarrkirche vorbei. Ein Anstieg bringt mich zum Ortsrand, von wo sich eine fantastische Fern- sicht zu den Bergen ergibt, die mich nun schon seit Tagen begleiten. Entlang des Perlenweges passiere ich nun des Öfteren traumhaft schön gelegene Bergbauernhöfe.
Ich wandere durch wunderschöne Eichen-Kiefern-Wälder stetig bergab und gelange wieder nach Karneid, wo ich auf den bereits bekannten Stichweg nach Kardaun abbiege.
Tipp des Autors
Bozens sehenswerte Altstadt lohnt einen längeren Aufenthalt und natürlich sollte der Besuch des Schlosses Sigmundskron nicht fehlen. Hier befindet sich eines (MMM Firmian) der insgesamt sechs Bergmuseen von Reinhold Messner. www.messner-mountain-museum.it
Wandern, Wellness, Kulinarik und Regionalität auf höchstem Niveau stehen bei den Partnern der „Belvita Leading Wellnesshotels Südtirol“ an erster Stelle. Der Cyprianerhof in Tiers-St. Zyprian und das Hotel Pfösl in Deutschnofen sind Teil dieser Kooperation. www.belvita.it
Info
Öffentliche Verkehrsmittel
Die Landeshauptstadt Bozen ist mit der Bahn bestens erreichbar. Von München gibt es zahlreiche Verbindungen, auch ganz bequem ohne Umstiege (knapp vier Stunden Fahrzeit). Zwischen Bozen und Kardaun fahren den ganzen Tag über Busse verschiedener Linien.
Gute ÖPNV-Verbindungen ermöglichen es, die Wanderung mit festen Unterkünften zu planen. www.suedtirolmobil.info