Schon im Mittelalter wussten Ritter und Grafen, wo es sich lohnte sesshaft zu werden. Weite Blicke hatten damals vor allem strategische Vorteile, heute sind sie einfach schön. Zählt man die teils unter Moos verschwundenen Ruinen zu den besser erhaltenen Steinmonumenten hinzu, kommt das Elsass auf gut 500 Burgen – es ist somit eine der burgenreichsten Regionen Europas. Weithin sichtbar prägen sie das Gesicht der Landschaft. Doch so manche liegt auch gut versteckt im dichten Wald. Ein Wanderweg macht Wanderer hier zu Burgen-Hoppern.

Von Burg zu Burg

Dank dem Elsässischen Burgenweg (Le Chemin des Château forts d‘Alsace) kann man über 450 km von Wissembourg im Norden des Elsass an der Grenze zur Pfalz bis in den Süden nach Thann den Burgenreichtum zu Fuß erkunden. Die Route verläuft einmal quer durch die Vogesen bis in den Sundgau und verbindet dabei mehr als 80 Burgen. Vorbei an spektakulären Felsen, durch dichte Wälder und sonnige Weinberge oder kleine elsässische Fachwerkdörfer führt die Streckenwanderung über 26 Etappen. Sie sind durchschnittlich 18 km lang und mit einer kleinen roten Burg durchgehend markiert. Höhepunkte der Etappen sind die vielen Burgen mit weiter Sicht über die Vogesen. Wem die ganze Strecke oder auch eine Tagesetappe zu lang ist, der kann auch nur Teile der Strecke oder Wanderungen rund um die Burgen in Angriff nehmen.

Rätselburg

Burg Fleckenstein im Nordelsass © C. Fleith, ADT

Zwischen Elsass und Lothringen und in der Nähe zur Pfalz liegt auf der zweiten Etappe (vom Litschhofpass nach Obersteinbach) die mit dem Fels verschmolzene Burg Fleckenstein. Über dicht gewachsenen Wäldern ragt die 900 Jahre alte Burg auf den Sandsteinfelsen aus dem Grün empor. Besonders Familien können auf der Rätselburg Geschichte und Geheimnisse der Fleckenstein auf einem Entdeckungsparcours durch Burg und Wald erkunden.

Ein Berg, zwei Burgen

Die beiden Burgen, Rathsamhausen und Lützelburg, liegen oberhalb des Städtchens Ottrott nur wenige Meter voneinander entfernt. Wie zwei kampfeslustige Hähne stehen sich die Gemäuer wehrhaft gegenüber. Warum die beiden von dichtem Wald umgebenen Burgen so nah gebaut wurden, ist umstritten. Vielleicht war es eine erbliche Teilung, die den Bau der Lützelburg veranlasste, oder aber die zweite Burg war eine Belagerungsbastille von Rathsamshausen. Fest steht jedenfalls: Sie liegen auf der 15. Etappe von Klingenthal nach Mont Sainte-Odile (Odilienberg), die 12 km lang ist.

Königin unter den Burgen

Eine der am meisten besuchten Attraktionen in Frankreich ist die Haut-Koenigsbourg, die im 12. Jh. von den Staufern erbaut wurde. Schon die schiere Größe der Burg ist überwältigend. Ihre Mauern, Türme, der Bergfried und die Zugbrücke machen sie zu einer mittelalterlichen Vorzeigeburg. Waffensaal, Kaisersaal oder die Gemächer des Burgherrn sind nur ein paar der Höhepunkte in ihrem Inneren. Diese mittelalterliche Burg wurde komplett von dem deutschen Kaiser Wilhelm II. restauriert. Auf der 800 m hoch gelegenen Burg bietet sich ein grandioses Panorama über die Rheinebene, die Vogesen, den Schwarzwald und die Alpen. Haut-Koenigsbourg liegt auf der 19. Etappe zwischen Châtenois nach Ribeauvillé.

Die Burgen von Ribeauvillé (St-Ulrich und Girsberg) © INFRA, ADT

Ein Ort, vier Burgen

Die 19. Etappe endet im Burgen Hot-Spot Ribeauvillé, das von gleich mehreren Festungen gekrönt ist. Von den vier Burgen, die den von Weinbergen umrahmten Ort umgeben, ist die Ulrichsburg die eindrucksvollste. Die von romanischen wie gotischen Bauelementen geprägte Burg kontrollierte einst strategisch wichtige Routen und war bis ins 16. Jh. Hauptsitz der Herren von Rappoltstein. Nicht weit von ihr liegt das Schloss Girsberg, in dem ab dem 13. Jh. ein weiterer Zweig der Familie „untergebracht“ war. Die dritte Burg, Haut-Ribeaupierre (Hohrappolstein), schuldet ihre Existenz wohl den unruhigen Zeit im Elsass, als eine Invasion des französischen Königs im 13. Jh. verhindert werden sollte. Ihr imposanter kreisrunder Bergfried bietet ein traumhaftes Panorama auf die Elsass-Ebene und die umliegenden Kämme. Unterhalb der Ulrichsburg wurden kürzlich die Ruinen einer vierten Burg entdeckt. Auf dem Drei-Burgen-Rundweg können Wanderer alle Burgen auf einer Tour vereinen.

Hohlandsbourg

Die Festung Hohlandsbourg, westlich von Colmar, wurde im 13. Jh. von den Habsburgern veranlasst. In den folgenden Jahrhunderten wurde die Burg stark erweitert und ist ein eindrucksvolles Beispiel elsässischer Militärarchitektur. Hohe Granitmauern umschließen den Innenhof wie ein Fort. Die 620 m hoch gelegene Burg bietet eine weite Sicht über den Schwarzwald und den Naturpark Ballons des Vosges. Sie liegt auf der 23. Etappe von Turckheim nach Husseren-les-Châteaux.

INFO: www.visit.alsace (Stichwort Burgen)