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Ein Weltnaturerbe, zwei Nationalparke und ein Bio-
sphärenreservat unterstreichen die naturräumliche
Sonderstellung der 926 Quadratkilometer großen In-
sel, die inzwischen zum ganzjährigen Wanderparadies
avanciert ist. Fünf Gesichter, wie sie unterschiedlicher
kaum sein könnten, prägen das Inselreich. Die Wieke
(Buchten) und Bodden (Lagunen), die das kleine Ar-
chipel aus Inseln und Halbinseln umschlingen, haben
daran großen Anteil.
UNESCO-Weltnaturerbe
Das Aushängeschild von
Rügen ist die spektakuläre Kreidelandschaft der
Halbinsel Jasmund. Die weißen Kreidefelsen, darun-
ter der 118 m hohe Königsstuhl oder die Kleine Stub-
benkammer, sind Teil des Nationalparks Jasmund und
gehören zum UNESCO-Weltnaturerbe. Die ausge-
dehnten Buchenwälder, die verwunschenen Seen, die
Moore, der faszinierende, schmale Ufersaum zwischen
Steilküste und Ostsee begeistern jeden Wanderer. Der
Blick von der Abbruchkante, der Anblick der gewalti-
gen Kreidemauer aus der Meeresperspektive oder die
kolossale Reliefenergie, wenn man von den zugängli-
chen Ufersäumen auf das Naturwunder schaut – das
ist schon sehr erhebend.
Die Kreideküste
auf der
Halbinsel Jasmund -
Rügens Wahrzeichen
Foto: TMV/Grundner
Idylle im Hafen auf
Ummanz
Foto: TZR
Die imposante
Kreideküste erlebt man
am eindrucksvollsten auf
einer Wanderung entlang
des
Hochuferwegs
auf Jasmund.
Foto: Mike Corey
Mecklenburg-Vorpommern
Das Windland
Die Halbinsel Wittow markiert den
nördlichsten Winkel der Insel. Westlich der Wieker
Bodden, südlich der Jasmunder Bodden, östlich die
Tromper Wiek und nördlich die Weite der Ostsee, an
deren Horizont an manchen Tagen vom Kap Arko-
na aus die Konturen der dänischen Insel Møn zu er-
kennen sind. Kap Arkona ist zugleich der nördlichste
Punkt Deutschlands. Markant machen sich die bei-
den Leuchttürme aus. Als Wanderparadies mit schier
unendlichen Blickhorizonten, überraschenden Details
am Wegesrand (das Fischerdorf Vitt, die gotische
Backsteinkirche von Altenkirchen oder das Groß-
steingrab bei Nobbin) bietet die Halbinsel unberührte
Naturlandschaft abseits der großen Touristenströme.
Rügens Westen
Markant sind die seichten und re-
gelmäßig geformten Buchten und Bodden. So gehört
der Westen mit der Insel Ummanz zum Nationalpark
Vorpommersche Boddenlandschaft, einem kostbaren
Naturschatz, dessen Ausnahmestellung das faszinie-
rende und jährlich zweimal wiederkehrende Natur-
schauspiel rastender Kraniche und Wildgänse unter
Beweis stellt. Wer diese besinnliche Stille zwischen
Himmel und Erde schätzt, den wandernden Licht-
Sie ist die größte Insel Deutschlands.
57 km feinster Sandstrand,
insgesamt 574 km Küstenlinie, bis zu 41 km breit, 52 km lang und bis
zu 161 m hoch – so weit die nüchternen Fakten der Insel in der Ostsee.
Dass Rügen schon früh eine magische Anziehungskraft auf Menschen
ausübte, bezeugen eindrucksvoll mehr als 1.000 Hügelgräber, mehre-
re Großsteingräber, dazu der Sagen- und der Opferstein auf der Halb-
insel Jasmund. Wer die Vogelflugperspektive gegen das Raumerlebnis
des Wanderers vertauscht, entdeckt die verschiedenen Gesichter der
Insel.
Bodden, Wieke, Kreidefelsen
Rügens fünf Gesichter