Wandermagazin live 177 - page 23

Das Jahr 2014 ist in Katalonien ganz dem Wein und den Orten seiner Herkunft gewidmet.
Die Region besinnt sich auf ihre Stärke, die bekanntlich darin liegt, Tradition und Moderne zu
sinnlichen Genusserlebnissen zu verschmelzen. Dementsprechend ist der Önotourismus zur
Zeitin aller Munde und manifestiert sich in unterschiedlichsten Angebotsvarianten.
Wer wissen möchte, weshalb die Kellereien hier im Volksmund als Kathedralen des Weins
bezeichnet werden, wer Rebgebiete erkunden möchte, die sich durch das Renommee ihrer
Weine ebenso auszeichnen wie durch die Stille ihrer magischen Landschaften, wer eine
Weintherapie am eigenen Leibe erfahren oder sich einfach über katalanische Weine und ihre
Ursprungsgebiete informieren möchte, der sollte sich aufmachen, um den Landstrich
zwischen Pyrenäen und Mittelmeer mit allen Sinnen zu entdecken.
Costa Brava: DieWeinroute des Empordà
Die Weinroute durch den Empordà ist eine Reise zu einem
atemberaubenden Spiel von Licht und Farben, das Salvador Dalí
ein Leben lang inspirierte. Bläst der Tramuntana-Wind über
die Küste, taucht er den Himmel in solch tiefes Blau, dass man
glaubt,man müsse verrückt werden oder Kunstwerke schaffen, die
die Grenzen des Realen überschreiten. An anderen Tagen trägt
eine milde Brise den leisen Duft aromatischer Pflanzen über die
Felsen der Costa Brava.Meerfenchel badet in den feinenTropfen
der Gicht, Ginster, Mastix und Heide schaukeln im Wind. Die
mediterrane Landschaft öffnet die Sinne.Mit jedem Schritt über
Sand, Lehm, Schiefer und Kalk kommt der Reisende dem Ge-
heimnis des Ortes und seiner Reben ein wenig näher. Griechen
und Römer haben im Empordà ihre Spuren hinterlassen, später
kultivierten die Benediktiner das Land um das Cap de Creus
mit ihrer Hände Arbeit. Dann empfahlen sie es im Gebet dem
Höchsten. Nach den Weinen zu urteilen, hatte der Herr ein
Einsehen. Nicht allein, dass der hiesige Wein die Qualitätsbe-
zeichnung DO (Denominacion de Origen) trägt, 2005 jubelte der
Weltruf genießende Weinkritiker Robert Parker: „Was für eine
Entdeckung, diese großartigen Weine des Empordà!“
Wer sich aufmacht, den traditionsreichen Landstrich auf der
Weinroute DO Empordà zu erkunden, wird alle Arten von
Schätzen des Mittelmeerraumes finden: Majestätische Klöster,
Burgen und Schlösser,Trockensteinmauern, die den Reben Halt
geben und Kilometer um Kilometer das Land durchziehen; die
Weinkultur der Winzergenossenschaften, die ausgezeichneten
Restaurants, Bodegas, Bars und Spas, in denen der Wein die
Hauptrolle spielt. Nicht zuletzt führt die Route des Weins zu
Geschichte, Literatur und Kunst einer Landschaft, die im Span-
nungsfeld von Pyrenäen und Mittelmeer lebt. Als solche bietet
der Empordà nicht nur große gastronomische Vielfalt, sondern
auch auch ein weitgespanntes Netz an Wanderrouten von der
Küsten- bis zur Gebirgstour, das keine Wünsche offen lässt.
Costa Barcelona:Weintourismus vonTradition bis Moderne
„Barcelona ist viel mehr“, lautet das Lemma der Costa Barcelona.
Deren Hinterland kann nur deshalb bis heute als touristischer
Geheimtipp gehandelt werden, weil die namensgebende Metro-
pole als kulturelles Kaleidoskop der Superlative über lange Jahre
fast die gesamte touristische Aufmerksamkeit an sich band.Doch
das Hinterland der Costa Barcelona lockt Naturbegeisterte und
Genießer mit Paradiesen der leisenTöne: Drei Naturparks, unter
ihnen der mythische Montserrat, laden zu ausgiebigen Wande-
rungen ein.Weinliebhaber finden hier gleich fünf Gebiete mit
geschützter Ursprungsbezeichnung: DOPenedès,DOAlella,DO
Pla de Bages, DO Catalunya und DO Cava. Jeder dieser Namen
steht nicht nur für Wein von einzigartiger Qualität, die hiesigen
Kellereien und Bodegas sind oft auch Ikonen modernistischer
und avanguardistischer Architektur.
Der Weintourismus hat Tradition an der Costa Barcelona. Schon
zu Beginn des letzten Jahrhunderts zirkulierten Pferdewagen zwi-
schen Bahnstationen und den Bodegas, die beliebte Ausflugsziele
der Einheimischen waren. Frönte man damals vor allem dem
gastronomischen Genuss, lässt der heutige Önotourist sich zu so
mancher Tätigkeit hinreißen, welche bei seinen Vorgängern des
frühen 20. Jahrhunderts nur Kopfschütteln ausgelöst hätte: Sei
es die freiwillige Arbeit in den Rebfeldern oder die Inanspruch-
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