Wandermagazin live 172 - page 26

go benannt oder nach dem leckeren Fläm-
kuchen, Namensgeber waren die Flamen,
die vor 850 Jahren auf Einladung vonAl-
brecht dem Bär in diesem Teil Branden-
burgs siedelten und lebten. Oder immer
noch leben. Denn der Ortsname “Brück”
im Fläming leitet sich zum Beispiel interes-
santerweise nicht von “Brücke”, sondern
von “Brügge” ab. Wegen dieser (Vor-)Ge-
schichte war es daher den Machern des
Kunstwanderwegs wichtig, auch Künstler
aus den Niederlanden und Belgien ein-
zuladen. Speziell die Flamen waren sehr
erstaunt, dass man im Fläming eine halbe
Stunde durch die Natur gehen kann, und
dann – ist man immer noch in der Natur.
Die Belgier spinnen nicht, die ha-
ben recht. Wir wandern
auf sandigen We-
gen durch den Flä-
ming, genießen die
wogenden Felder und
einzelne Baumgruppen
links und rechts des We-
ges: Natur pur. Es ist ei-
gentlich lustig: Im Fläming le-
ben weniger als 30 Menschen
pro Quadratkilometer, das gilt
nach einer UNO-Klassifikation
als –Achtung! – unbewohntes Ge-
biet. Der Kunstweg-Wanderer kann
diese menschenleeren Landschaften
also nach Herzenslust genießen. Es
ist alles still und friedlich, nur ab und an
surren leise Güterzüge von Märklin vor-
bei, ach ne, die Züge am Horizont sind ja
echt, die rattern von Berlin über Dessau in
die nahe und ferne Welt.
Wir tauchen in einen Wald ein und sehen
auf einer sonnenumspielten Lichtung zwei
heulende Wölfe, das ist ein mythisch-
mystisch aufgeladener Ort. Wir gehen um
das Kunstwerk herum und werden durch
lautes Gebell aufgeschreckt. Auf dem
Kunstwanderweg selber kämpft eine zier-
liche Frau mit ihrem Hund, der uns und
die Wölfe der belgischen Künstlerin
Marion Burghouwt nicht
zu mögen scheint. Mühsam kann sie ih-
ren Rottweiler an der Leine halten. Die-
ser Hund ist definitiv gefährlicher als die
Wölfe, selbst wenn es echte wären. Das
schlechte Image von Wölfen ist nämlich
nicht gerechtfertigt. Noch nie, auch nicht
im Mittelalter, wurden Übergriffe von Wöl-
fen auf Menschen belegt. Was man
von Hunden nicht behaup-
ten kann.
Die Belgier spinnen nicht, die haben recht.
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