Table of Contents Table of Contents
Previous Page  8 / 17 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 8 / 17 Next Page
Page Background

8

WANDER

MAGAZiN | März/April | 2016

Regiopanorama

| Fläming

Der Fläming

Wandern in Brandenburg? Die Idee hat mich in den

letzten drei Jahrzehnten nicht mehr los gelassen. Dass

mich meine Wanderschuhe dabei stets in den Fläming

geführt haben, ist kein Zufall. Zu facettenreich sind die

Naturräume. Der Hohe Fläming schafft es zwar gerade

mal knapp über die 200 m, wirkt aber beim Durch-

wandern wie ein Mittelgebirge. Da gibt es Täler, einige

davon gehören zu den eiszeitlichen Trockentälern, den

Rummeln, die sich kilometerlang mit vielen Windun-

gen von den Endmoränen ins Tal erstrecken. Manche

haben Hohlwegcharakter, alle sind sie grün mit teils

üppigem Bewuchs. Über einigen hat sich ein Dach aus

Buchenwald gebildet. Riesensteine, scheinbar wahl-

los übers Land verstreut, erinnern an die Zeit, als der

Fläming mit einer hunderte Meter dicken Eisschicht

bedeckt war. Gletscher aus Skandinavien schoben unge-

heure Gesteins- und Geröllmassen vor sich her, einige

besonders großkalibrige Steinkolosse haben die Geschi-

cke der Jahrtausende überstanden und liegen noch heute

dort, wo den Gletschern die Kräfte versagten. Da ist die

wundervolle Wasserwelt des Naturpark Nuthe-Nieplitz.

Keine 20 km von den Stadtgrenzen Berlins entfernt,

Zum Mit-der-Zunge-Schnalzen – das

Naturschutzgebiet

Schöbener Wiesen

gibt wieder, wie noch vor ein, zwei

Jahrhunderten das Baruther Urstromtal ausgesehen hat.

Alle Fotos: Klaus Peter Kappest

bietet sich ein Bild köstlicher Stille. Wasser, Fließe,

Seen, dazwischen Feuchtwiesen, Moore und Bruchwäl-

der – ein Naturschatz für Naturbeobachter, -genießer

und insbesondere für Piepmätze aller Größen. Ein

Spektakel sondergleichen im Frühjahr und Herbst sind

die allabendlich einfliegenden Kranichschwärme. Der

Niedere Fläming ist mit dem 186 m hohen Golmberg

nicht wesentlich niedriger als der Hohe Fläming. Doch

sind die eiszeitlichen Moränen hier durch die Weichsel-

eiszeit „überfahren“ worden. Das Relief ist sanfter, die

Dörfer sind dafür umso ursprünglicher, die Windmüh-

len zahlreicher und die Feldkirchen origineller. Südlich

schließt sich eine weitere vom Eise, besser gesagt von

den Schmelzwässern, gestaltete Fläminglandschaft,

das Baruther Urstromtal. Wo einst die Wassermassen

tosten, ist Stille eingekehrt. Ein Schatz für Ruhesucher.

Das gilt auch für den Teltow, dessen Seenparade, Dünen

und Torfmoore ebenfalls an die eiszeitlichen Gestal-

ter erinnern. Ist es mir zu verdenken, dass ich mich in

dieses Glanzstück der Natur verguckt habe? Tausend-

fach lässt sich das Wanderbein schwingen und Berlin ist

immer in der Nähe.

(ms)