Land der Vögte
Viermal habe ich das Vogtland bewandert. Ich besuchte
die Osterburg in Weida, der Wiege des Vogtlandes. Die
Weidaer Vögte hatten hier bis 1427 ihren Stammsitz
und sind die Namensgeber einer beschwingten Land-
schaft. Ein buntes Mosaik aus Feldern, Wiesen und be-
waldeten Kuppen sowie kleinen Bergkämmen prägt den
Norden und die Mitte. Erst zur böhmischen Grenze hin
gewinnt das Relief an Energie und auf die knapp 1.000
Höhenmeter können sich Schneehübel oder der Asch-
berg über Klingenthal schon etwas einbilden. Bei mei-
nem zweiten Besuch wanderte ich von Plauen, der Stadt
der Spitzen, durch das Tal der Weißen Elster auf der
Suche nach der Schwarzen Elster ins Elstergebirge bis
zum 757 m hohen Kapellenberg. Des Rätsels Lösung
fand ich schließlich am Hohen Brand, wo der Schwarz-
bach entspringt. Bis ins 17. Jh. hieß er Schwarze Elster.
Mein dritter Besuch galt den Schönheiten des Oberen
Vogtlandes zwischen Markneukirchen, Klingenthal und
Schöneck. Ich liebe diese schier grenzenlose Einsamkeit
in den Wäldern des Erzgebirgskammes. Unverhofft ein
Teich, ein Bach und ganz traumhafte Weitblicke. Zum
Blick in den allesumspannenden Himmel gehört der
gelegentliche Blick ins Erdinnere. Bis in die 1960er
Der Poetenweg
zwischen
Auerbach und Rodewisch
Alle Fotos: Klaus Hurtienne
Jahre hat es im Oberen Vogtland Bergbau gegeben.
Zwischen dem Topasfelsen am Schneckenstein und
Tannenbergsthal häufen sich die Zeichen eines regen
Bergbaus, der weit ins Mittelalter reichte. Die Zeitreise
zum Zinnerzbergbau im Besucherbergwerk Grube
Tannenberg bleibt unvergessen. Ich staunte über das
Musikinstrumentenmuseum in Markneukirchen, die
weltgrößte spielbare Geige, die größte bespielbare
Tuba, das größte Akkordeon der Welt und weit über
3000 Musikinstrumente aus aller Welt – das Museum
im „Paulus-Schlössel“ im berühmten Vogtländischen
Musikwinkel ist eine Wucht. In Schöneck steigt man
aus dem Zug und ein in den Kammweg, jene legendäre
Überquerung des Erzgebirgskammes von West nach
Ost. Sagenhaft die Aussicht von Schöneck. Der Name
„Balkon des Vogtlandes“ ist fast noch untertrieben,
„Penthouse der Vogtländer“ ist treffender. Mein vierter
Besuch galt dem Vogtland Panorama Weg®. Wer wie
ich Feuer für eine Landschaft gefangen hat, der will
irgendwann alles sehen. Der 225 km lange qualitäts-
geprüfte Rundwanderweg ist vermutlich der beste
Reiseführer überhaupt. Die zwölf Etappen sind reich an
weiteren Höhepunkten.
(ms)