Weiße Stadt am Meer

Als die ersten Zisterziensermönche 1171 nach Althof, einem idyllisch gelegenen Stadtteil, kamen, hatte sich der gefürchtete Slawenfürst Pribislav gerade taufen lassen. Bischof Berno regte die Klostergründung an und schickte dem Obotritenführer vom Mutterkloster in Amelungsborn tätige Hilfe. 1186 war es dann soweit, am kleinen Doberbach im heutigen Bad Doberan, war Baubeginn. Die gewaltige Abteikirche gehört zu den bedeutensten Bauwerken der Hochgotik. Ein Gesamtkunstwerk von internationalem Rang. Hier kann man den ältesten deutschen Flügelaltar bestaunen und nimmt während der eindrucksvollen Führung erstaunt zur Kenntnis, daß dänische Königinnen und ein schwedischer König in dem Backsteinkoloß die letzte Ruhestätte fanden.

Als 1793 Herzog Friedrich Franz I. von Mecklenburg das idyllisch am Ostseestrand gelegene Terrain am heiligen Damm zum Standort des ersten deutschen Seebades bestimmte, erwachte Doberan aus seinem Dornröschenschlaf. Rasch entwickelte sich Heiligendamm zum Nobelbad, dem sich auch die großherzogliche Familie nicht versagen mochte. Ein wahrhafter Bauboom bescherte Doberan das klassizistische Palais samt Gartenanlage, chinesischen Pavillons und Logierhaus. In Heiligendamm fügten sich derweil prunkvolle Gebäude zur mondänen Wießen Stadt am Meer. Überzeugt davon, daß die gesundheitlichen Reize des Ostseeklimas im allgemeinen und des Badens in der klaren See vor Heiligendamm im besonderen durchweg positiver Natur seien, stürzten sich Mann und Frau splitternackt von Badeschaluppen und Badekarren in die Fluten.

Freilich durften getreu der Losung "hic te laetitia invitat post balneum sanum" Attraktionen zur lustvollen Erheiterung der Gemüter nicht fehlen. Nach und nach entstanden Tennisplätze, Theater, Schießanlage, Galopprennbahn und Golfplatz. Wie sich die Zeiten gleichen! Mit Spurbreite 900 mm zuckelt Molli, wie schon seit 1886 die 6,61 km lange Strecke stündlich von Bad Doberan nach Heiligendamm und ab 1910 sogar weiter bis zum Ostseebad Kühlungsborn. Daß sich das Dampfroß mit Pfeifton und Glockengebimmel dabei den Weg mitten durch Bad Doberans Alexandrinenplatz bahnt, hat schon etwas Schräges. Bad Doberan, Knackpunkt in einem Land voller Überraschungen…

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