Fleece und Wollpulli

Fotografisch ist der Herbst die schönste Jahreszeit: Prächtiges Laub, dampfende Flüsse, klares Licht und satte Farben.

Die Herbstwärme ist das letzte Aufbäumen der Natur gegen die Kälte. Egal, ob „Indian Summer" oder „Goldener Herbst", die Begriffe gleichen sich. Der herbstliche Blätterwald lockt zur vielleicht letzten schneefreien Wanderung des Jahres. So schön es häufig ist, manchmal überrascht einen der Regen und auch die Kälte kriecht schnell hervor, ist die Sonne erst einmal hinter dem Horizont verschwunden oder von Wolken bedeckt. Das Fleece oder ein dünner Wollpulli sollte also aus dem Schrank hervorgekramt werden. Auch der Regenschutz darf im Gepäck nicht fehlen. Dazu ein gut isoliertes Sitzkissen, um die Natur zu genießen, ohne sich einen nassen Hosenboden oder eine Blasenentzündung zu holen.

Alles gegen Regen

Regen ist eigentlich nicht schlimm, nur die Nässe! „Das ist doch dasselbe", sagen Sie? In der Ursache schon, in der Wirkung nicht. Viele Wanderer berichten, wie die Stimmung stieg, als das Barometer fiel. Im Regen zu wandern, kann eine riesige Gaudi sein - vorausgesetzt, man wird nicht naß! Eine wasserdichte, winddichte und atmungsaktive Jacke (WWA-Jacke) gehört deshalb zur Standardausrüstung fürs Wandern.

 

Die Mär der drei Lagen

Für Wanderer gibt es zwei funktionelle Verarbeitungsvarianten von wasserdichten Membranen. Die robusteste Variante ist die 3-Lagen Verarbeitung. Obwohl es „3-Lagen" heißt, hat man de facto nur eine Stoffschicht in der Hand. Dabei handelt es sich allerdings um ein Laminat, das aus den drei Komponenten Futterstoff, Membran und Oberstoff besteht. Zusammen ergeben sie eine feste und robuste, aber etwas schwere und steife Lage: für Wanderer, die eine längere Tour mit schwerem Gepäck machen, trotzdem ideal. Tages- oder Wochenendwanderer sind mit 3-Lagen-Jacken dagegen „überausgerüstet". Die Alternative ist die 2-Lagen Verarbeitung. Hierbei wird die Membran mit dem Oberstoff zu einer Lage verbunden. Das separate, weiche Futter ist die 2. Lage. 2-Lagen-Jacken sind geschmeidiger und flexibler, aber unter extremer Belastung nicht so robust. In die 2-Lagen Kategorie gehören auch sogenannte beschichtete Jacken. Die Beschichtung - meist aus Polyurethan, PU - ist auf der Innenseite des Oberstoffes aufgetragen. Zum Körper hin wird es durch den losen, eingehängten Futterstoff getrennt. Damit Jacken überhaupt dicht sind, müssen die Nähte abgedichtet werden. Dazu benutzt man heute ein thermoplastisches Nahtband, das von innen aufgeschweißt wird.

 

Hauptsache atmungsaktiv

WWA-Jacken sind in aller Regel atmungsaktiv. „Atmungsaktiv" heißt, daß entstandene Schwitzfeuchtigkeit entweichen kann. Korrekter ist der Begriff „wasserdampfdurchlässig". Grundsätzlich unterscheidet man zwischen mikroporösen (kleine Poren lassen Schweiß hinaus) und geschlossenzelligen (Wasserdampf wird „huckepack" nach außen transportiert) Membranen. Voraussetzung, daß überhaupt etwas passiert: Es muß außerhalb der Jak-ke kälter sein und eine geringere Luftfeuchtigkeit bestehen als am Körper selbst.

 

Knackpunkt Reißverschluß

Dennoch: Versprechen Sie sich keine Wunderdinge von WWA-Jacken. Bei vielen Aktivitäten produzieren wir so viel Schweiß, daß die Membran kapituliert. Ventilation heißt dann das Zauberwort für Tragekomfort. Die schnellste und effektivste Belüftung funktioniert über den Hauptreißverschluß: Auf und auslüften. Permanente Ventilation erhält man durch einen kombinierten Pump- und Kamineffekt über offene Bündchen, Unterarmreißverschlüsse, Bewegung und die Kragenöffnung .

 

Kauftip Kapuze:

Eine funktionierende Kapuze ist wichtig. Funktionieren heißt: Sie sollten etwas sehen können, wenn Sie nach hinten schauen. Ein Zug reguliert das Gesichtsfeld, der andere das Volumen der Kapuze.

 

Belüftungsöffnungen

Im strömenden Regen ist es schwierig, über den Frontreißverschluß zu belüften. Zwei Alternativen sind möglich: 1. Unterarmreißverschlüsse können auch bei starkem Regen offenbleiben. Optimalerweise geht der Reißverschluß, leicht versetzt, vom Ellenbogen bis oberhalb der Taille. 2. Ventilation über die Brusttaschen - allerdings nur, wenn deren Beutel aus Netzmaterial sind.

 

Taschen

Schubtaschen, die auf Hüfthöhe sitzen, sind unter dem Beckengurt „verloren". Nutzbare Taschen sitzen knapp unter dem Brustansatz und sind jederzeit zugänglich. Nützlich: die Napoleon-Sicherheitstasche.

 

Leichte Wärme für unterwegs

Im Herbst sollte man etwas Wärmeres für den Notfall dabei haben. Da man Wärmeisolation am besten über den Einschluß stehender Luft erreicht, ist Fleece der Standard. Dabei gilt: Je feiner das Material verästelt, desto mehr Luft schließt es ein und desto besser isoliert es. Trotzdem darf es nicht zum Hitze- und Feuchtigkeitsstau kommen. Schweiß kann von Fleece auch ganz gut verarbeitet und weitergeleitet werden. Als Paradigma für den Herbst gilt: leichte Isolationsfähigkeit auch bei Nässe, hohe Atmungsaktivität und schnelle Trocknungszeiten. Dazu sollte das Fleece möglichst leicht und klein verpackbar sein. In der Regel reicht für den Herbst ein dünner Mikrofleece-Pulli oder ein Fleecehemd. Die Alternative ist Merino-Wolle. Sie weist eine extreme Feinheit (zwischen 12-18 µm) auf, die unterhalb des „Kratzfaktors" liegt und einen angenehmen Tragekomfort garantiert. Merino reguliert die Körpertemperatur. Wärmt bei Kälte, kühlt bei Wärme („Cool Wool-Effekt"), ist atmungsaktiv und transportiert Feuchtigkeit. Dazu kann Merino Schweiß binden und neutralisieren und damit antimikrobakteriell wirken. Machmal reicht ein dünnes Merino-Shirt über der Funktionswäsche bereits für die aktive Herbstwanderung aus.

Für den Herbst dürfen die Hosen schon etwas schwerer und damit robuster werden, ohne daß die Hose zum Hitzekessel wird. Materialien wie G-1000, Cordura, Supplex, Schoeller DrySkin sind hier zu empfehlen. Wenn die Hose zusätzlich aus einem schnell trocknenden Material ist und vielleicht sogar eine spezielle Imprägnierung (3XDry, Wachsimprägnierung, Nano oder Epic) hat, können Sie häufig getrost auf eine Überhose verzichten.

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