Pfunds, das Dorf am grünen Inn

Die Bausubstanz des Gasthauses Traube stammt von einem Kloster aus dem 16. Jahrhundert. Der Richterhof ist ein spätromanisches Haus aus dem 13. Jahrhundert. Eine Gedenktafel „Tiroler Adler, warum bist du so rot?" erinnert an J.C. Senn und die Freiheitskämpfe. Wenn dieses Tal erzählen könnte! Schon die Römer unterhielten hier eine Straße über die Alpen. Im Mittelalter rollten die schwer beladenen Wagen mit Wein aus Südtirol nach Norden und mit Salz und Holz wieder gen Süden. Nach dem Bau der Eisenbahnlinie über Landeck entdeckten die Touristen diese herrliche Gegend.

Kobl - der Aussichtsbalkon über dem Inntal

Nachdem wir Pfunds verlassen haben, sehen wir den hier wirklich grünen Inn. Dann steigen wir auf einem schattigen Waldweg auf. Bald erreichen wir eine Bergstraße, die uns zu dem schön gelegenen Gasthaus Alpenrose führt. Wir bleiben auf dem bequemen Fahrweg. Mehrfach ergeben sich tolle Ausblicke. Das Inntal und Pfunds liegen bereits tief unter uns. Jenseits des Tales stehen die mächtigen Pfundser Berge mit ihren steilen Flanken. Das Schauen läßt uns den nun recht flachen Anstieg vollends vergessen, und bald öffnet sich der Wald. Wir sind von Bergwiesen umgeben, die in der vollen Blüte des Frühlings stehen. Mittendrin in herrlicher Hanglage entdecken wir unser Ziel des ersten Tages: die Pension Sonnenhof.

 

Auf schmalen Pfaden an steilen Hängen

Am nächsten Morgen begrüßt uns wieder die Sonne, und sie bleibt während des ganzen Tages unsere Begleiterin. Nach einer stimmungsvoll, am steilen Hang gelegenen Kapelle, von der man einen Prachtblick ins obere Inntal hat, gehen wir am letzten Hof von Hinterkobel vorbei. Dann kommen wir dem Kreuzjoch mit seiner gewaltigen Flanke näher. Im Winter donnern hier regelmäßig Lawinen herab. Deutlich sehen wir auf deren Bahn umgestürzte und verbogene Bäume. Heute dürfen wir uns dem Berg nähern und seine Flanke queren. An der schön gelegenen Kobler Alm gehen wir nicht vorbei, sondern rasten etwas. Dann steigen wir auf den Rauhen Kopf, und es lohnt sich sehr. Wir sehen bis zum „König Ortler", dem höchsten Berg im deutschen Sprachgebiet. Auf bequemen Wegen durch die in vielen Farben blühenden Wiesen steigen wir hinab nach Gstalda, wo es frisches Brunnenwasser gibt. Dann wird es spannend: Die Überschreitung des Heusattels erfordert unsere ganze Aufmerksamkeit. Ein schmaler Pfad an einem sehr steilen Hang und eine Bachquerung erinnern uns daran, daß wir uns nun im Hochgebirge befinden. Bald wird der Weg aber wieder gemütlicher und wir gelangen nach Spiss, der höchst gelegenen Gemeinde Österreichs. Im Gasthof Alpenrose finden wir die ideale Unterkunft. Hier sollte auch der Streckenwanderer einen Tag länger bleiben, um mit leichtem Gepäck noch größere Höhen zu erklimmen.

 

Wo die blauen Gipfel ragen, lockt so mancher steile Pfad...

Am nächsten Morgen steigen wir auf den Muttakopf. Wenige Meter neben dem Gasthaus beginnt der sehr steile Pfad. Wir gehen deshalb zunächst extrem langsam. Bald erreichen wir aber eine Forststraße, auf der wir uns von dem ersten Anstieg wieder erholen können. Dann führt die gut markierte Route auf einen Bergpfad, der in dieser Höhe seinesgleichen sucht. Über Matten ohne Geröll und Fels mit mäßiger Steigung kommen wir dem Gipfel immer näher. Dabei bieten sich atemberaubende Tief- und Fernblicke ins Hochtal von Samnaun mit seinen umgebenden Bergen, zum Dreiländereck und auf die von Schnee und Eis bedeckten Ötztaler Alpen. Die Matten um uns sind bereits mit vielen Blumen geschmückt. Wir sehen hunderte von Frühlings-Windröschen mit ihren violetten Blüten, den tiefblauen Enzian und sogar schon die gelbe Aurikel. Wir erinnern uns auch an eine Besteigung im Juli vor zwei Jahren, als wir am gleichen Standort das Edelweiß, die Königin der Alpenblumen gefunden haben. Unterhalb des Gipfels werden die Schneeflecken größer, aber mit Hilfe unserer Trekkingstöcke können wir diese gefahrlos queren. Der Schnee ist so weich, daß wir die Grödeln im Rucksack lassen können. Dann stehen wir unter dem mächtigen Gipfelkreuz und sind sehr glücklich. Aus dem Gipfelbuch entnehmen wir, daß in diesem Jahr noch nicht viele Bergwanderer hier gewesen sind. Während des Abstiegs rasten wir lange an einem Brunnen. Es ist die „selige Rast am Nachmittag", wie sie J. Kugy genannt hat, wenn alle Wanderträume in Erfüllung gegangen sind.

 

Wiesenpracht in den Samnauner Bergen

Am nächsten Morgen wandern wir das Zanderstal aufwärts. Um uns die Lärchen mit ihren hellgrünen Nadeln, zaghafter Vogelgesang und schneebedeckte Gipfel, von denen Rinnen mit Lawinenschnee weit herabreichen. Die Zanderswiesen gleichen bereits im späten Frühling einem botanischen Garten. Tausende der fleischfarbenen Mehlprimeln, der Frühlingsenzian, die ersten Orchideen und weiter oben an der Schneegrenze ganze Felder mit Krokus. Dann gelangen wir auf einem schönen Hangweg mühelos nach Compatsch, das den Charakter eines Bergdorfes in vorbildlicher Weise bewahrt hat. Lange Zeit werden wir diese Tage nicht vergessen. Wie sagte doch Perikles bereits vor 2400 Jahren. „Das Geheimnis des Glücks ist die Freiheit, und das Geheimnis der Freiheit ist der Mut."

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