„Schildbürger“ André Mergheim über…

…die Überzeugungsarbeit zur Befürwortung der Wanderwegereformation im Schmallenberger Sauerland beim zuständigen Wanderverein, dem Sauerländischen Gebirgsverein (SGV)

Auf Ortsebene und bei der Geschäftsführung wurde von Beginn an gesagt: „Das tragen wir mit.“ Probleme und Scharmützel gab es in den Hauptausschüssen, den „Heiligtümern des SGV“. Dort sind die Leute meist über 70, wollen oftmals nichts mehr verändern. So wurden wir am Anfang von den Ausschüssen nicht wirklich ernst genommen, es kümmerte sie gar nicht. Doch dann ist das System gewachsen und gewachsen. Ein neuer Prozeß für einen Wanderverein: quasi die Revolution von unten, von der Ortsebene. Aber mittlerweile sind auch die anfänglichen Querschießer überzeugt. Bei der Wegeplanung haben wir die Ziele der SGV-Wanderwege beibehalten. Die richtigen Patzer, also z.B. ganz krasse Wegführungen entlang von Bundesstraßen, haben wir im Zuge der Kartenüberarbeitung eliminiert.

…das Prinzip der Beschilderung

Alles wurde auf eine Hierarchieebene gehoben. Kein Schild, kein Markierungszeichen, nicht ein Symbol darf sich so in den Vordergrund spielen, daß man nichts anderes mehr findet. Schilder stehen nur dort, wo markierte Wanderwege sich kreuzen. Zweigt einfach nur ein Weg ab, der kein Wanderweg ist, findet sich eine Markierung am Baum bzw. ein Pfosten mit Markierungszeichen. Beliebte Verbindungsstücke zwischen zwei Wanderwegen sind ebenfalls ausgeschildert. So kann jeder seine Touren auch ortsübergreifend komponieren. Der nächste Schritt wird sein, besonders attraktive Extratouren auszutüfteln und diese auf den bestehenden Schildern quasi als Routenvorschlag auszuweisen.

…die 5 Montagedurchgänge für die neue Beschilderung in der Schmallenberger Wanderwelt

  1. Mit einer über einen Kompressor betriebenen Preßluftramme werden 1,30 Meter lange Eisen versenkt. Somit muß man nicht mit einer Mischmaschine für den Betonsockel in die Landschaft. Nur 30 Zentimeter stehen zur Befestigung des Pfostens aus dem Boden heraus. Vor dem Einrammen muß man sich die beste Position für den Pfosten ausgucken und sicherstellen, daß keine Entwässerungsrohre oder Strom-, Gas- oder Telefonleitungen beschädigt werden.
  2. Die Schilderpfosten werden montiert.
  3. Eine Rundtour mit Ortskundigen: Schilderinhalte werden genauestens mit Flurnamen und Richtungspfeilen aufgenommen. Am Schreibtisch erfolgt dann die Kilometrierung. Bei so vielen Schnittpunkten und etwa 21.000 Km-Angaben ist es wichtig, daß diese aus einer Hand kommen. Sie werden aus dem Digitalen Geländemodell (DGM) 1:10.000 gemessen, wo es zu ungenau wird aus der Deutschen Grundkarte 1:5.000 (DGK 5). Die Schnittpunkte bekommen Namen und es erfolgt ein Konsistenzcheck, z.B., ob passierte Zwischenziele auf den Schildern weggefallen sind. Der Auftrag geht an die Druckerei und auch der Drucksatz durchläuft eine erste Fehlerkontrolle am Schreibtisch.
  4. Die zweite Fehlerkontrollrunde findet unter Mitwirkung des „Festkomitees“ im Gelände statt. Pfeile und Ortsbezeichnungen können noch mal geändert werden. Dann kann der Auftrag zur Herstellung erteilt werden.
  5. Die eigentliche Montage erfolgt mit freiwilligen Helfern sehr schnell. Dabei und anschließend wird die neue Beschilderung – ganz nach Sauerländer Art – gebührend „getauft“.

…den Schritt nach der Beschilderung: die Markierung der Wanderwege

Die Wanderwegemarkierung obliegt den Orten selbst. Hier gibt es keine einheitliche Qualitätsgarantie. Sie ist mal besser, mal schlechter. In knapp 70 Prozent der Orte gibt es Ortsverbände des SGV. Dort übernehmen die SGVler die Markierungsarbeiten. In anderen Orten haben die Leute weniger Erfahrung damit. Außerdem arbeiten verschiedene Menschen unterschiedlich genau. Somit variiert die Qualität zunächst durchaus. Doch in Kürze wird ein Ranger-Team (Anm. d. Red.: natürlich unter der Leitung von André Mergheim) regelmäßig das Schmallenberger Sauerland durchstreifen. Eine Art „mobile Eingreiftruppe“ mit festen Leuten zur Verbesserung und Pflege des Systems. Übrigens sind im Zuge des Ganzen auch viele junge Leute neu mit der Wanderwegethematik in Berührung gekommen und engagieren sich nun dafür.

…Anschlüsse an die Schmallenberger Wanderwelt

Diese Art der Beschilderung war ein Pilotprojekt für den gesamten Raum Schmallenberg. Am Rothaarsteig war zuerst der Abschnitt vom Kahlen Asten bis zum Rheinweserturm fertig. Jetzt folgt der Bereich Rheinweserturm bis zur hessischen Landesgrenze. Andere Regionen denken darüber nach, ihr Wanderwegenetz ebenfalls flächendeckend zu reformieren. Definitiv schwappt die Welle von Schmallenberg aus momentan jedoch nur in Richtung Kahler Asten nach Winterberg und über den Rothaarkamm nach Wittgenstein.

Haben Sie die Beschilderung in Schmallenberg bereits selbst in Augenschein genommen? Sind Sie schnurstracks am gewünschten Ziel angekommen, haben Sie sich verlaufen? Wir leiten Lob und Kritik an André Mergheim weiter! Schreiben Sie uns eine E-Mail an aengel@wandermagazin.de.

Schmallenberger Sauerland: Liebeserklärung

Wanderwelt Schmallenberger Sauerland - der neue Wegweiser in Sachen Wandertourismus in Deutschland? Die guten Ideen sprudeln hier nicht nur, sie werden auch gleich in die Tat umgesetzt. Eine Suche nach der Quelle solcher „Macherqualitäten nördlich des Rothaarkamms.

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