"We turn around here, please hurry, otherwise we miss lunch.“ Unser Wanderführer Chen Tie-Qing erntet entgeisterte Blicke. Aber auf sanftes Nachfragen wird klar – er meint das ernst. Wir versichern ihm: Wir wollen weiter, haben wenig Hunger und der Gipfel ist nah. Sein wettergegerbtes, sonst fröhliches Gesicht wirft sich unter dem Rangerhut in sorgenvolle Falten. Ein Berggipfel, schön und gut, aber das Mittagessen, das darf man auf keinen Fall verpassen. Zumindest nicht in Taiwan.

Chinesische und japanische Kultur haben sich auch im modernen Taiwan erhalten und faszinieren die Besucher. Dazu gehört vor allem die vielfältige und abwechslungsreiche Küche, auf die man hier besonders stolz ist. Sie vereint chinesische und japanische Einflüsse mit der kulinarischen Tradition der Ureinwohner. Hier gibt es Fisch mit exotischen Gewürzen, sagenhaft leckere „Dumplings“ (gefüllte, gedünstete Teigtaschen in den verschiedensten Variationen), frittierte Pilze, die etwas psychedelisch aussehen, salzige Austernomelettes, scharfe Fleischspieße oder den – für europäische Nasen schrecklich riechenden – fermentierten „Smelly Tofu“. Besonders die lauten, quietschbunten Nachtmärkte, die es in fast allen Städten Taiwans gibt, bieten sich für kulinarische Experimente an. Manchmal sehen die feilgebotenen Speisen der zahllosen Garküchen etwas gewöhnungsbedürftig aus – aber meistens schmeckts.

Die Wandermöglichkeiten auf Taiwan sind fast so verschieden und unüberschaubar wie die kulinarischen Köstlichkeiten: tropische Dschungeltouren, Streifzüge  durch einsame Bambuswälder, Spaziergänge zu Tempeln und heißen Quellen oder anspruchsvolle Bergtouren. Über 100 Gipfel erreichen eine Höhe von 3.000 m – auf einer Fläche, die mit rund 36.000 qkm etwa so groß ist wie Baden-Württemberg. Mit 3.950 m überragt der Yushan die anderen 30 Berge im gleichnamigen Nationalpark. Zugleich ist er der höchste Gipfel Nordostasiens. Dass man bei den Touren in großer Höhe laut Gesetz einen Bergführer engagieren muss, ist dabei keine Schikane. Die Berge muten teilweise sanfter an als in den Alpen oder anderen Gebirgen, denn durch die südliche Lage und die subtropische Klimazone liegt die Baumgrenze wesentlich höher – fast bei 3.000 m. Wettereinbrüche (in den Höhenlagen kann es bis in den Mai hinein schneien), Steinschlag oder unterschätzte Kletterpassagen machen eine Bergtour in Taiwan genauso schwierig wie anderswo.

Neben dem berühmten Yushan und dem benachbarten Gebirgszug Alishan gibt es überall auf Taiwan lohnende Wanderziele. Direkt vor den Toren der quirligen Hauptstadt Taipeh liegt der Nationalpark Yangmingshan, eine Bergregion mit dichten Urwäldern, Wasserfällen, Reisfeldern, Vulkankratern und heißen Thermalquellen. Die Nationalparkinfozentren, die anschaulich über die Region informieren und Ausgangspunkt der meisten Wanderwege sind, lassen sich gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen. ...

 


Infos zur Region: www.taiwantourismus.de