So sehr ich nach statistischen Belegen für dieses Gefühl Ausschau gehalten habe, es gibt dafür keinen Beleg. Als ich dieser Tage für das Wandermagazin die Fachmesse Outdoor in Friedrichshafen besuchte und Antje von Dewitz, Firmenchefin von VauDe, in einer Pressekonferenz erklärte, Outdoor sei weiblicher geworden, wähnte ich mich auf der Siegerstraße. „Nein, statistisch unterfüttern kann ich dieses Gefühl nicht, wir werden sehen, wie sich unsere neue Produktlinie für Frauen am Markt verkauft!“, beschied mir die leidenschaftliche Wanderin auf meine Nachfrage. Natürlich sind Frauen auch früher schon gewandert, keine Frage. Was könnte mein Bauchgefühl bestärkt haben? Vielleicht dies, dass Frauen heute häufiger alleine oder in der Frauengruppe, den besten Freundinnen, Kolleginnen oder zu zweit unterwegs sind? Wenn das so wäre, woran liegt das? Liegt es daran, dass der Anteil „unverlaufbarer“ Wanderwege so dramatisch zugenommen hat und „frau“ sich daher mehr zutraut? Wenn alles zuträfe, was aber unterscheidet dann die Tour der Männer von der Tour der Frauen? Ich glaube, Frauen bringen weniger Leistungsorientierung in eine Wanderung, können den Beruf mit seiner Kennzahlen- und Effizienzorientierung leichter ausblenden. Ich denke an Alexandra Mengwasser, eine junge Frau, die ich im vergangenen Jahr für das Eifelmagazin begleitete und porträtierte. „Eine Tour mit meinen Mädels, jede packt einige Leckereien ein, eine Rotweinflasche muss dabei sein, ist etwas ganz Besonderes für mich!“ Ich staunte nicht schlecht! Mehr noch: „Unter Frauen schaut niemand auf die Uhr, Spontaneität, die Kraft des Zufalls, die Überwältigung der Landschaftseindrücke beeinflussen viel stärker den Verlauf einer Tour unter Frauen, als es bei Beteiligung von Männern jemals der Fall ist.“ Ist das so? Gibt es noch andere Unterschiede? Müssen sich Männer auch beim Wandern profilieren? Besser orientiert sein, schneller am Ziel eintreffen, eine Tour generalstabsmäßig abspulen, avisierte Zeitbedarfsangaben mindestens egalisieren, wenn nicht unterbieten? Müssen sie sich beweisen, besonders im Beisein von Frauen? Vielleicht schreiben Sie mir zu dem Thema ein paar Zeilen. Einstweilen werde ich die eine oder andere Frage bei anstehenden Feldforschungen einspeisen und einfach einmal, gleichsam unsichtbar, bei einer Wanderung unter Frauen aufmerksam „spinksen“!

Das vorliegende Heft, das unmittelbar vor der TourNatur in Düsseldorf (5.-7.9.2014) erscheint, ist voller herbstlicher Ideen. Wie wäre es mit neanderland STEIG, Rennsteig oder Rheinsteig & Co.? Lust auf herbstliche Touren in den Belgischen Ardennen? Ich kann auch Rügen, das Sauerland, Oberstdorf oder den Harz empfehlen. Mehr als 20 einfallsreiche Ideen stellt meine Kollegin Andrea Engel im Titelthema „Herbstliche Landpartien“ vor. Und weil man ja schließlich nicht alle unserer Tipps und Empfehlungen befolgen kann, gibt es obendrein unterhaltsame Wanderlektüre. Andracks Wanderung mit Peter Schöffel oder unsere Serviceseiten kann ich empfehlen. Alles mit viel Liebe zum Detail, etwas Pioniergeist und größter Wanderfreude für Sie aufbereitet. Vom Wandersnack zum mehrgängigen Wandermenü – alles für Sie!

Michael Sänger, Chefredakteur Wandermagazin

Herzlichst Ihr

Ihr Michael Sänger

Chefredakteur Wandermagazin