„Die Reise endet im Kopf“ habe ich trotzig gegen meine und Anjas Angst angeredet, zu schnell wieder in den Alltag hineingezogen zu werden. Dort stecken wir aber nach sechs Wochen angefüllt mit Behördengängen, Arbeitsamt und Wohnungssuche voll drin. Das ist bis jetzt gar nicht unangenehm, denn das Bedürfnis nach „geregelten Verhältnissen“ ist bei uns momentan groß.

Gegen ein Verschüttgehen der Reiseerinnerungen sind wir mit drei Bild-CDs gewappnet, die wir zu allen Freunden und Verwandten mitnehmen. Die Motive wecken bei uns nur noch selten den Eindruck, etwas Außergewöhnliches erlebt zu haben. Die Reise scheint mittlerweile gut in unserem Erinnerungsarchiv untergebracht zu sein.

Was sich bewährt hat - oder auch nicht!

Wie und ob uns die Reise verändert hat, können wir noch nicht beantworten. Was wir dagegen bewerten können ist, welche Dinge auf der Reise nützlich waren:

Vor einem Around-the-world-Flugticket sind wir von anderen Weltreisenden gewarnt worden, da man die Reiseroute festlegt und nur noch die Flugdaten ändern kann. Wir haben es dennoch genutzt und nicht bereut. Andernfalls hätten wir uns vermutlich verzettelt.

Ausgezeichnet beraten waren wir unterwegs mit VISA- und Mastercard - eine davon wird immer akzeptiert - und unserem „Buchhalter“ Franz-Josef in Deutschland, ausgestattet mit allen Geheimnummern und Versiche- rungspolicen. Ein Reinfall waren Travellercheques, die kaum noch verwendet werden.

Adapter für Steckdosen brauchten wir nur für China und Neuseeland, in Chile, Argentinien, Peru und Bolivien passten fast immer deutsche Stecker.

Überrascht waren wir, auch im letzten Kuhkaff Rechner mit Internet zu finden. In den meisten Internetcafés kann man auch CDs brennen, aber nicht alle haben ein Kartenlesegerät für Kamerachips, daher ist ein USB-Kabel wichtig. Spät entdeckten wir Skype zum Telefonieren per Internet.

Das Versenden von Paketen nach Deutschland klappte problemlos. Zweimal haben wir uns auch Pakete an Hostels senden lassen: Immerhin eins ist angekommen!

Der beste Reiseführer für China: Lonely Planet, für Südamerika: der Footprint.

Gut gerüstet

Begeistert waren wir wieder einmal von unseren Buffs. Die zylinderförmigen Stofftücher sind Halstuch und Kopftuch in einem. Außer auf längeren Wanderungen bin ich durchweg in meinen ausgezeichneten Keen-Wandersandalen gelaufen. Nur für die Dusche brauchte ich noch Flip Flops. Praktisch für viele Bäder: unsere aufhängbaren Kulturtaschen von Jack Wolfskin.

Zu üppig ausgestattet war unsere Reiseapotheke. Vor allem in Südamerika ist an jeder Straßenecke eine Apotheke. Gebraucht hätten wir Schlafmittel gegen Jetlag. Den Rat unseres Arztes in Deutschland, welche mitzunehmen, fanden wir übertrieben.

Genervt hat unter der Kleidung die Bauchtasche für Wertsachen - ein ganz normaler Brustbeutel wäre besser gewesen

Vor der Reise ließen wir uns überzegen, dass Daunenschlafsäcke zu empfindlich seien. In Neuseeland gab es keine anderen und wir mussten Daunen nehmen. Ich bin mit meinem MacPac sehr zufrieden, Anja hat die wärmere „Frauenvariante“ und findet, dass die Füllung ungleichmäßig verteilt ist. Unverzichtbar für wärmere Länder: ein Seidenschlafsack, der sich bei Kälte als zusätzliches Futter nutzen lässt.

Bis auf eine eiskalte Nacht am Cerro Torre lag ich auf meiner aufblasbaren Thermarestmatte stets angenehm. Seitdem hält sie die Luft aber nicht mehr. Geeignetes Spezialflickzeug konnten wir nicht auftreiben.

Warum ich auf dieser Reise wieder an meinem Poncho festgehalten habe, weiß ich auch nicht mehr, gerade im windigen Patagonien ist er nichts als unpraktisch.

Als Staubschutz auf längeren Busfahrten hatten wir Rucksackhüllen dabei, die wir mit Zahlenschlössern sichern konnten . Im Nachhinein war das übertrieben, weil auf das Gepäck sehr gut acht gegeben wurde. Dieselben Schlösser kann man in Hostels für Schließfächer nutzen.

Und dann war da noch der Wasserfilter, den wir ganze acht lange Monate mit uns herumschleppten, ohne ihn auch nur ein einziges Mal zu benutzen.

Vermisstes

Manchmal haben wir Musik vermisst, wollten aber keinen MP3 Player kaufen, um uns nicht ständig berieseln zu lassen. „Shine on you crazy diamond“ beim Sonnenaufgang an den Torres del Paine war nett, die Szene wäre aber auch ohne Musik beeindruckend gewesen.

Beneidet haben wir allerdings unsere Reisegefährten Antoine und Guillemette um ihre tragbare Minifestplatte mit Videofunktion. Unterhalb des Cerro Castillo lagen sie in ihrem Zelt und sahen ihre Lieblingsserien, während wir dem lautstarken Sturm hilflos ausgesetzt waren.

Downloads

Vierkötters Auszeit 136.pdf (161 KB)