Hoffentlich werden es Klinsi und seine Mannen nicht bereuen, den Pfad der Tradition in Sachen Trainingslager verlassen zu haben. Dabei hat der vielbeschworene gute „Geist von Malente“ doch bei der letzten Fußball-WM im eigenen Lande, 1974, quasi unweigerlich zum Titelgewinn verholfen. Zur Vorbereitung auf die WM 2006 pflügten in Malente nur Schleswig-Holsteins Nachwuchskicker über den Rasen, die deutschen Superstars holten sich derweil unter Sardiniens Sonne Motivation und Teamgeist.

Zum guten Geist von Malente

Wer z.B. vor der Begegnung Argentinien - Elfenbeinküste selbst den guten Geist spüren und an Malentes nicht minder guter Luft ein wenig ins Schwitzen geraten möchte, der ist in anderthalb Stunden vom Hamburger Hauptbahnhof ohne Umsteigen am Ziel. In dem ruhigen Kurörtchen inmitten der Holsteinischen Schweiz mit ihren großen Seen bieten sich besonders zum Nordic Walking (siehe Tipp) und Radfahren hervorragende Möglichkeiten. Bad Malente liegt zwischen Dieksee und Kellersee. So ist eine erfrischende Abkühlung immer nah, und wer wegen Erschöpfung beim Nordic Walking unterwegs „ausgewechselt“ werden muss, steigt einfach auf ein Boot der 5-Seen-Fahrt (Räder werden nicht transportiert). Die am Seeufer verteilten Fährhäuser können aber in der „Halbzeitpause“ mit ihren köstlichen Speisen auch zu neuen Kräften verhelfen. Auf den acht ausgewiesenen Nordic Walking Routen und vom gut beschilderten Radwe-genetz aus streifen die Blicke über die riesigen Seen, goldgelben Rapsfelder und reetgedeckten Bauernkaten. Und aufgepasst, vielleicht ist auf den Fußballplätzen der Sportschule Malente ja auch schon ein Teilnehmer der übernächsten WM zu entdecken!

 

Freispiel für Fussballfans

Zur Erholung von den Strapazen hitziger WM-Schlachten im Hamburger Stadion bietet sich alternativ auch ein Trip nach Fried-richskoog in die frische Nordseeluft an. Abschalten und selbst aktiv werden, z.B. mit einer Radtour durch die Köge. Die Anreise nach Friedrichskoog dauert mit Bahn und Bus etwa zwei Stunden, das Auto schafft den Weg in der halben Zeit. Mit dem Blick auf das Meer und den Horizont nehmen die Gedanken ihren eigenen Lauf. Im Neuland hinterm Deich sind naturverbundene Menschen und maritimes Leben zu Hause.

Die Bewohner des erst vor gut 150 Jahren dem Meer abgerungenen, platten Landes sind stolz darauf, schon „mittwochs zu sehen, wer samstags zu Besuch kommt“. Petra Feil ist eine von ihnen. Die vor einigen Jahren Heimgekehrte begleitet nun Touristen auf abendlichen Radrundtouren, um ihnen die spannende Entstehungsgeschichte des Koogs, wie das eingedeichte Marschland unter dem Meeresspiegel heißt, zu erklären.

 

Hohe Trefferquote

Sie steht am Trischendamm und zeigt hinaus ins Watt. Um 1900 drohte ein Priel den Deich in Friedrichskoog-Spitze zu unterspülen. Knapp zweieinhalb Kilometer schiebt sich seit den 1930er Jahren der Steindamm ins Meer, wodurch sich der Priel verlagerte. Auf dem Damm kann man tief in die Wattenwelt hineinwandern – zur Linken die Salzwiesen, zur Rechten das rechtwinklige Landgewinnungs-System mit senkrecht ins Wasser ragenden Buhnen aus Stein und küstenparallelen Lahnungen aus Holz und Reisig. Nächster Halt auf der Radtour ist ein Markierungsstein des 54. Breitengrades, in dessen Nähe die größte Krabbenkutterflotte der schleswig-holsteinischen Nordseeküste ihren Heimathafen hat. Gleich um die Ecke tummeln sich die zu internationalen WM-Fernsehstars avancierenden Lümmel, Hein und Deern, mit den jüngeren, als Heuler in die Aufzuchtstation gekommenen Seehunden. Die possierlichen Fischjäger freuen sich auf den nächsten Fang – gleich ist Fütterung. Zwar sehen deutlich weniger Augenpaare diesem Spektakel zu als der Fußball-WM, dafür ist die „Trefferquote“ der eleganten Schwimmer im blauen Nass wesentlich höher als bei den Torjägern auf dem grünen Rasen.

Plus zwei Tourentipps – Links zu den Detailinformationen inkl. Download der GPX-Tracks e. unten

  • Nordic Walking in Bad Malente (Holsteinische Schweiz): Von Fährhaus zu Fährhaus
  • Radtour auf der Halbinsel Friedrichskoog (Dithmarschen): Friedrichskoog historisch – die jungen Köge erkunden

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