Wie entstehen eigentlich Gletscher?

Der Schnee, der jedes Jahr in höheren Lagen, meist oberhalb der winterlichen Schneefallgrenze in großen Mengen fällt, verdichtet sich unter der großen Last immer neuer Schneefälle. Trotz vieler Lufteinschlüsse entsteht durch Schmelzen im Sommer, Gefrieren im Winter und großem Druck zuletzt blankes Gletschereis. Das folgt der Schwerkraft und dem natürlichen Gefälle und fließt extrem langsam, aber unbeirrbar, talabwärts.

Im Mündungsgebiet des Gletschers schließlich, wo die Temperaturen meist deutlich höher liegen, wird der Gletscher durch Zerbrechen, Schmelzen und Verdunsten abgebaut. Wo sich Schmelzwasser sammeln kann, entsteht der typische Gletschersee – oder aber ein Fluss nimmt dort seinen Lauf, wie die Rhone, die dem Rhonegletscher der Schweizer Zentralalpen entspringt.
 
Gletscher sind träge. Die Sonne ändert daran nichts, denn das Reflektionsvermögen von Schnee und Eis gegenüber der Sonnenstrahlung beträgt etwa 90 Prozent. Eis hat zudem eine große spezifische Wärmekapazität bei geringer Wärmeleitfähigkeit. In einer Warmzeit jedoch wird der Gletscher vorne schneller abgebaut, als im oberen Bereich Neuschnee hinzukommt. Die Bilanz wird negativ, der Gletscher verliert Masse. Der Klimawandel, d.h. die vom Menschen zusätzlich verursachte Erwärmung der Atmosphäre, hat die Gletscherschmelze nochmals beschleunigt.

Jeder Gletscher ist anders

Man unterscheidet „warme“ bzw. temperierte Gletscher, beispielsweise in den Alpen, von den „kalten“ und trockenen Gletschern, wie sie in der Antarktis anzutreffen sind. Manche Gletscher der Alpen sind extrem lang oder sehr tief. Viele sind kompakt und in den oberen Regionen kann man wunderbar Skilaufen. Andere sind zerrissen, zerfurcht, voller Spalten und Schmelzwasserabflüsse – eine Begehung ohne kundige Führung ist lebensgefährlich. Sie alle verlieren weltweit Masse – mit Ausnahme des Franz-Josef-Gletschers und des Fox-Gletschers in Neuseeland. Gibt es dort etwa keinen Klimawandel? Es gibt ihn auch dort, allerdings hat der Wandel zu höheren Temperaturen eine Änderung der Großwetterlagen bewirkt, die nun mehr Feuchtigkeit vom Meer heranführen. Im Winter fällt im Bereich der Gletscher mehr Schnee als früher und das führte zuletzt sogar zu einer leichten Massezunahme.

 


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Der Autor
Gerhard Lux
Dipl.-Meteorologe
Pressereferent und Sprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Offenbach am Main