Zwischen Rhön und Thüringer Wald, zwischen Eichsfeld, Nationalpark Hainich und dem Nordhessischen Bergland bietet das Radwegenetz Werratal den Stoff, aus dem die schönsten Raderlebnisse gewebt werden. Hessisches Fachwerk, thüringische Burgen- und Schlösserpracht, der Buchenurwald des Hainich, das bäuerliche Eichsfeld oder das UNESCO Weltkulturerbe der Wartburg. Uralte Brücken, einsame Mühlen, stille Dörfer, dichte Wälder und immer wieder die Werra als Leitfaden, Themengeber und Pfadfinder.

Der Wege genug

Die hessischen Fernradwege R 5 (von Willingen nach Wanfried), R 7 (von Limburg zum Kalisalzdorf Philippsthal), der Werra-Main-Weg (er „dockt“ in Meiningen an), der Werra-Obermain-Weg (er mündet bei Hildburghausen auf den Werratal-Radweg) – sie sind nur ein kleiner Ausschnitt des Angebots. Auf dem Kamm des Thüringer Waldes bildet der Rennsteig-Höhenradweg eine Parallele zum Werratal-Radweg. Die neue Radspur „Thüringer Städtekette“ ab Eisenach, der Radweg zum Nationalpark Hainich (ab Creuzburg), der Radweg zum Ringgau, Ulstertal-Radweg/R 14, Feldatal-Radweg, Rosa-Radweg oder der Haseltal-Radweg – sie alle verdichten das Geflecht der ausgewiesenen und markierten Radwege. Das gibt Raum für verschiedenartige Annäherungen. An den Thüringer Wald zum Beispiel, an Kaufunger Wald oder an den Hohen Meißner. Auf Hann. Münden folgt Eschwege, auf Vacha Bad Salzungen, Meiningen, Hildburghausen und Eisfeld – erst dann ist man an der jungen Werra.

Reihenweise Höhepunkte

Von besonderem Reiz ist die ausnehmend einzigartige Attraktivität der Städte. Hann. Münden, die „Drei-Flüsse-Stadt“, zählte Alexander von Humboldt zu den „sieben schönst gelegenen Städten der Welt“. Über 700 liebevoll restaurierte Fachwerkhäuser, die nahezu vollständig von Wasser umschlossene Altstadt, prächtige Bauten der Weserrenaissance sowie Türme und Reste der historischen Stadtmauer prägen das mittelalterliche Stadtbild. Ein Höhepunkt. Zugleich ist die Stadt zwischen Reinhards-, Kaufunger- und Bramwald eine Drehscheibe der Fernradwege. Fulda-, Werratal- und Weserradweg nehmen in Hann. Münden ihren Ausgang bzw. sie enden hier. Eschwege, die Stadt der Dietemänner an den Leuchtbergen, zwischen Hessischer Schweiz und Blauer Kuppe an der Werra gelegen, steht in nichts nach. Alleine der Überblick vom Bismarckturm oder dem über 151 Stufen zu besteigenden Nikolaiturm, einem Klausturm aus der Zeit der mittelalterlichen Stadtbefestigung, zeigt: Zwischen den engen Gassen und den liebevoll restaurierten Fachwerkhäusern muß man sich einfach wohlfühlen. Über allem wacht der Dietemann im Dachpavillon des landgräflichen Schlosses.

 

Bibelfest und besungen

Flußaufwärts, eingebettet in eine sanfte Mittelgebirgslandschaft (150-250 m ü. NN), liegt Bad Sooden-Allendorf am Dreiländereck Hessen-Thüringen-Niedersachsen. Die Werra schlängelt sich mitten durch die sehenswerten Fachwerkaltstädte. Im Salzmuseum im Söder Tor wird über die Salzquelle, die Salzgewinnung und den Transport des „weißen Goldes“ auf den alten Salzstraßen informiert. Sogar die Salzbibel von Rhenanus, die „Ewige Location“ mit 53 Siegeln ist zu bestaunen. Wohl kaum ein Brunnen wird und wurde häufiger besungen als der alte Zimmersbrunnen vor den Toren der Allendorfer Altstadt. Unter jener stattlichen Linde sollen jene Verse des Lyrikers Wilhelm Müller entstanden sein, die von Franz Schubert vertont wurden.

Die Wartburg über Eisenach ist unübersehbar und unbestrittener Kulturhöhepunkt. Die Leiden des Martin Luthers, dessen Übersetzung des Neuen Testamentes in nur zehn Monaten noch heute aller Welt ungläubiges Anerkennen abnötigt, der Sängerstreit und die Geschichten der heiligen Elisabeth sind untrennbar mit der Bilderbuchburg verbunden. Daß Johann Sebastian Bach sowie die einstige DDR-Automarke Wartburg in Eisenach das Licht der Welt erblickten, ist freilich weniger bekannt. Sehenswert ist Eisenach am Fuße des Thüringer Waldes aber auch dank Annenkirche, Predigerkirche, Stadtschloß, Georgenkirche und Nikolaitor.

 

Belesen und salzig

Mit 1225 Jahren urkundlich überlieferter Geschichte zählt Bad Salzungen zu den ältesten thüringischen Städten. Salz, Salzsieder und Pfänner-schaften bestimmten die Geschicke. Ende des 16. Jh. standen in Bad Salzungen 24 Gradierwerke, einige davon mehr als 400 m lang und 8 m hoch, an beiden Seiten der Werra. Inseln mit salzhaltiger Luft sind der Werrastadt zwischen Thüringer Wald und Vorderrhön dank Freiluftinhalation und Salinenturm geblieben. Wer etwas Zeit mitbringt, sollte die ionisierte Meeresluft tief inhalieren. Weiter flußaufwärts rollt man bis vor die Tore der Theaterstadt Meiningen: Literaten, Schauspieler, Regisseure und Orchester haben die Residenz derer von Sachsen-Meiningen berühmt gemacht. Friedrich Schiller und Ludwig Bech-stein weilten in den Mauern der Stadt und das berühmte Hüteslied – es besingt phantasievoll das Gelingen original Thüringer Klöße – stammt aus der Feder des Meininger Poeten Baumbach. Noch heute verströmt die Meininger Altstadt den Charme einer Residenz. Umgeben von den Ausläufern des Dolmar und der Rhön glänzt Meiningen mit erlesenen Kulturgenüssen.

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